Mais

Zea mays

Von Ernst-Otto Pieper

Maisanbau; Foto: E.-O. Pieper

Der Mais, in Österreich auch Kukuruz genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Süßgräser und nimmt unter den Getreidearten eine Sonderstellung ein. Nicht nur, dass er (bei uns) als Grün- oder Silomais eher wie ein Wiesengras genutzt wird und nur als Körnermais „Getreidestatus“ besitzt: Er ist das einzige Getreide, bei dem männliche und weibliche Blüten in getrennten Blütenständen vorkommen und bei dem der Fruchtstand weder Ähre noch Rispe, sondern ein Kolben ist. Als einziges Getreide stammt er aus der Neuen Welt. Überdies wissen wir von keinem so wenig über seine mutmaßlichen Vorfahren, obwohl die Kultivierung von Wildmais wahrscheinlich erst vor 5000 Jahren begann.

Geschichte:

Als Kolumbus 1492 Kuba entdeckte und sich in Westindien wähnte, sandte er zwei Kundschafter in das Innere der Insel. Diese kehrten am 5. November des gleichen Jahres zur Küste zurück mit einem Bericht über den Anbau einer ihnen unbekannten Grasart, aus deren gemahlenen Samen die Eingeborenen wohlschmeckende Speisen herzustellen wüssten. Solche Samen hatten sie mitgebracht. Kolumbus taufte die neue Pflanze „Mais“ nach ihrem Indianischen Namen „mahiz“.

Im südlichen Europa verschaffte das exotische Aussehen des Mais zunächst ein Dasein im Raritätenkabinett der Botanischen Gärten. Bald aber erkannte man seinen unvergleichlichen Wert und baute ihn mehr und mehr an. Der Mais trat einen Siegeszug ohnegleichen über die ganze Erde an.

1525 wurde er nachweislich in Andalusien feldmäßig angebaut; 1570 war er schon in China angelangt. 1870 fand der deutsche Afrikaforscher G. Schweinfurth im innersten von Zentralafrika Mais als wohlbekanntes Getreide vor.

Nach Mitteleuropa kam der Mais erst über den Umweg des Vorderen Orient also von Osten her, und weil die Menschen seine eigentliche Herkunft nicht kannten oder vergessen hatten, wurde er „Türkisch Korn“ oder „Türkischer Weizen“ genannt. Bei den Türken wiederum hieß er „Ägyptisches Korn“ und bei den Ägyptern „Syrische Hirse“. Der deutsche Naturforscher Hieronimus Bock, der den Mais 1542 in sein „New Kreuterbuch“ aufnahm, nannte ihn „fremdes Korn“.

Erst nach den Ausfällen der Kartoffelernten in den Jahren 1805/06 und 1846/47 begann die Züchtung robusterer, dem kalten Klima besser angepasster Maissorten. Seit etwa 1970 wird Mais großflächig in Mitteleuropa angebaut.

Trotz zahlreicher Forschungen ist es bisher nicht gelungen, ein Wildgras, aus dem Mais in gerader Linie herausgezüchtet worden sein könnte, zu finden. Es ist zu vermuten, dass die Vorfahren des Maises in den Anden von Peru oder Bolivien waren, denn hier kommen noch heute auffallend viele Varietäten unter den heutigen Kulturmaissorten vor. Möglicherweise ist die eigentliche Stammform des Kulturmaises bereits ausgestorben.

Merkmale:

Mais wird etwa 1,5 bis 2,5 m hoch. Botanisch unterscheidet es sich von anderen Getreidearten durch seine einhäusige Getrenntgeschlechtlichkeit (Monözie). Während die männlichen Blüten am Ende der Sprossachse rispenförmig entwicken, bilden sich die weiblichen an Nebenachsen der Hauptsprossachse jeweils an den Ansatzstellen der Blätter aus. Der Blütenstand ist ein Kolben, der von Hüllblättern, sogenannten Lieschblättern, umgeben ist.

Der Mais verlangt Sommerwärme und wenigstens leidlich fruchtbare Böden. Er kann deshalb in Nordamerika nur bis zum 51° n.Br. angebaut werden. In Mitteleuropa ist der Anbau von Körnermais auf besonders klimatisch begünstigte Gegenden wie z.B. das Oberrheingebiet und das württembergische Unterland, beschränkt.

Über 500 Sorten sind vom Mais bekannt. Es gibt Mais mit besonders stärkereichen Körnern, andere wiederum sind sehr ölhaltig; auch fast stärkefreie Rassen sind im Anbau, die dann sehr zuckerhaltige Mehlkörper haben (Zuckermais).

In Europa wird nur Mais mit gelben Körnern angebaut, während in Südamerika die uralten Züchtungen der Maya noch heute Färbungen von gelb-orange über rot, blau bis hin zu schwarz hervorbringen.

Wirtschaftliche Bedeutung:

Heute ist Mais eines der wichtigsten Getreide überhaupt. In Nord- und Südamerika wird jährlich mehr (Körner-) Mais geerntet als irgendein sonstiges Getreide. Der Anbaufläche nach nimmt er die 3. Stelle hinter Weizen und Reis ein, dem Ertrag nach liegt er bereits vor dem Reis. 1976 wurden 335 Millionen Tonnen Körnermais geerntet; 10 Jahre später waren es bereits 477 Millionen Tonnen. Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO wurden 2005 weltweit 710,3 Millionen Tonnen Mais geerntet (Reis 628,5 Mio. t). Größte Maisproduzenten weltweit sind die USA (282,3 Mio. t) und China (135 Mio. t).

Nutzung:

In der Nutzung gibt es sehr große Unterschiede zwischen den Entwicklungsländern und den Industrieländern. In den Entwicklungsländern wird Mais überwiegend für die menschliche Ernährung eingesetzt (Tortillas, Maisbrei), während in den Industrieländern Mais vielfach als Nutztierfutter eingesetzt wird; in jüngerer Zeit kommt eine Verwendung für den Energiemarkt hinzu (Ethanol-Kraftstoff, Biogas).

Beim Körnermais werden nur die vollreifen Körner im Oktober oder November mit dem Mähdrescher geerntet. Die Kornerträge liegen bei rund 85 bis 90 dt/ha.

Die Körner finden in Kraftfuttermischungen für Tiere Verwendung. Für die menschliche Ernährung wird einheimischer Mais hauptsächlich zu Speisestärke verarbeitet. Für andere Nutzungsarten wie Cornflakes, Gemüsemais oder Popcorn wird der Mais in erster Linie in Südeuropa produziert. Bei der Stärkeproduktion fällt als Nebenprodukt Maiskeimöl an. Es dient als Salatöl oder für die Margarine- und Mayonnaiseherstellung. Für die Industrie stellt es einen Rohstoff für Farben, Linoleum und Seife dar.

Für die menschliche Ernährung ist Maismehl weniger wertvoll, da es nur geringe Mengen an Proteinen enthält. Auch für die Brotbereitung ist es nicht besonders geeignet. Körnermais wird hauptsächlich als Futtergetreide verwendet. Die in Mitteleuropa angebauten Sorten dienen zwar auch der Futtergewinnung, jedoch wird hier die ganze Pflanze verwendet. Zu einem sehr geringen Teil wird Mais auch im Zwischenfruchtfutterbau verwendet (100-Tage-Mais). Größere Bedeutung hat der Anbau von „Silomais“, der heute in vielen speziellen Sorten angebaut wird. Sie bringen hohe Erträge, sind extrem gülleverträglich, relativ leicht zu bewirtschaften und besitzen hervorragende Siliereigenschaften. Kein Wunder, dass sich die Maisanbaufläche – wenn auch zum Ärger mancher Naturschützer – von knapp 50.000 ha im Jahre 1960 auf 1,9 Mio. ha im Jahre 2007 angewachsen ist.

Die fortschreitende Fertigung von Biogasanlagen, der Hektarertrag liegt bei 18.000 kWh Strom und 20.000 kWh Wärme, wird auch in den kommenden Jahren die Anbaufläche stark erhöhen.

Anbau und Sorten:

Weibliche Blüten; Foto: E.-O. Pieper
Männliche Blüten; Foto: E.-O. Pieper

Da Mais nicht frosthart ist, kann die Aussaat erst von Mitte April bis Anfang Mai erfolgen, wenn der Boden warm genug und die Gefahr von Spätfrösten nicht mehr gegeben ist. Für die Keimung sind 7 bis 9° C erforderlich. Sind die Temperaturen zu niedrig, wird der Keimling von Bodenpilzen befallen und verliert seine Triebkraft, was zu lückigen Maisbeständen und entsprechend geringeren Erträgen führt. Zu späte Aussaat führt ebenfalls zu Ertragsminderungen. In Deutschland gilt daher die Faustregel – jeder Maissaattag nach dem 10. Mai kostet 1 % Minderertrag vom Optimum.

Die Saat erfolgt als Einzelkornsaat mit speziellen Sämaschinen. Sorten und Region bestimmen die Bestandesdichte, die bei 7,5 bis 11 Pflanzen/m² in Rehen.

Der Wasserbedarf ist mit 550 bis 700 mm Jahresniederschlag nicht besonders hoch. Mais gehört zu den sogenannten C4-Pflanzen. Diese sind besonders gut an trockenheiße Standorte mit hohem Lichtangebot angepasst. C4-Pflanzen nutzen das vorhandene Kohlendioxid im Vergleich zu C3-Pflanzen (z.B. Weizen, Gerste…) viel besser.

In Deutschland liegt der optimale Erntetermin von Silomais bei etwa 30% Trockensubstanz der Gesamtpflanze, was Mitte September bis Anfang Oktober erreicht wird.

Körnermais wird ab Ende September bis Ende November geerntet. Deren Ertragshöhe liegt zwischen 80 und 120 dt/ha.

Durch die Züchtung von Mais-Hybriden wurde der Maisanbau ab etwa 1960 auch nördlich des 50. Breitengrades (Mainz) sinnvoll. Die jetzt erzielten Erträge lagen 2 bis 3 mal höher als bei den alten Sorten.

Maishybriden bringen dank Heterosis-Effekt weit höhere Erträge als die Elternsorten. Allerdings hält die Ertragssteigerung nur in der ersten Generation vor. Infolgedessen muss Saatgut in besonderen Vermehrungszuchten erzeugt werden.

Der Verkehr mit Mais-Saatgut ist im Sortenschutzgesetz und Saatgutverkehrsrecht geregelt, deren Einhaltung durch das Bundessortenamt geregelt und durch Länderbehörden überwacht wird. Die zugelassenen Sorten werden in der Europäischen Sortenliste periodisch veröffentlicht.

Die weltweit im Anbau befindlichen Sorten werden mit einer dreistelligen Reifezahl von 100–900 beschrieben. Von den neun Reifegruppen reifen die 100–300er Sorten mit weniger Sonnenenergie in Norddeutschland als Silomais und in Süddeutschland als Körnermais ab. Das hohe Ertragspotential der Reifegruppen höher 400 setzt hohe Sonnenenergie voraus, die nur in Regionen bis zum 40. Breitengrad der Erde erreicht wird, z.B. im mittleren Westen der USA oder südlich von Rom.

Krankheiten:

Maisbeulenbrand (Ustilago maydis); Maisrost (Puccinia sorghi,Puccinia mayidis); Blattfleckenkrankheit (Helminthosporium sp.);Auflaufkrankheiten, Wurzel-, Stängel-, Keimling und Kolbenfäule.

Als tierische Schädlinge gelten Ackerschnecken (Deroceras ssp.),Drahtwurm (Agriotes lineatus), Fritfliege (Oscinella sp.), Maiszünsler (Ostrinia nubilalis), Westlicher Maiswurzelbohrer (Diabrotica vigifera)

Heilpflanze:

Maisbart-Tee wird aus dem „Bart“ der weiblichen Blüten gefertigt. Er fördert die Ausscheidung, regt den Stoffwechsel an und hilft dadurch beim Abnehmen, wenn man unter zu vielen Pfunden leidet. Auch gegen hohen Blutdruck und Verstopfung kann man Maisbart-Tee versuchen.