Marderhund

Nyctereutes procyonoides(GRAY, 1834)

Von Ernst-Otto Pieper

Ordnung:         Raubtiere (Carnivora)
Familie:          hundeartige Raubtiere (Carnidae)
Unterfamilie:  Echte Hunde (Carninae)

Auch:               Enok, Mangut, japanischer Fuchs, Seefuchs;

Kennzeichen:

  • Gedrungenes Tier von Fuchsgröße, auf kurzen Läufen, mit kleinem Kopf und spitzer Schnauze, mit in dichtem Fell fast versenkten Gehören und typischem Backenbart.
  • Dem Waschbären ähnlich.
  • Dunkles Band zu den Schultern und den Vorderläufen.
  • Rute ohne Bänderung.
  • Das dunkle Gesicht ist oben und unten hell umrandet.

Balg:

  • Dunkelbraun bis dunkelgraubraun mit dichter Unterwolle.
  • Der Pelz des Marderhundes ist unter der Bezeichnung „Seefuchs“ oder „Japanischer Fuchs“ im Handel.

Größe / Gewicht:        

  • Durchschnittlich 5 – 9 kg (selten über 10 kg). Kopf-Rumpf-Länge: 60 – 80 cm; Bürzellänge: 15–18 cm.

Vorkommen:               

  • Heimat ist Ostasien (China, Korea, Japan).
  • Breitet sich zunehmend Richtung Westen aus.

Lebensraum:

  • Sehr anpassungsfähig; Landschaften mit viel Gewässer, Sümpfen und geschlossenen Laubwäldern.
  • Bergige Gegenden meidet er.
  • Bevorzugt Unterholz und Schilfbereiche (Maisfelder).

Lebensweise:

  • Wohnt in Höhlen, in denen er den Tag verschläft.
  • Nachtaktiv; ist aber, je nach Jahreszeit, auch bisweilen tagaktiv.
  • Taucht vorzüglich.
  • Er ist vorsichtig, doch läuft er bei Gefahr nicht fort, sondern verharrt in geduckter Stellung und verbirgt sich dann, fest an den Boden geschmiegt; werden sie überrascht, stellen sich die Tiere tot, laufen jedoch bei nächster Gelegenheit fort.
  • Lebt in größeren Familien (kleinen Rudeln).
  • Hält bei Frost Winterruhe (als einziger der hundeartigen Raubtiere). (In seiner Urheimat: Winterschlaf.)

Bauanlage:

  • Die Baue haben für gewöhnlich 1 – 3, selten 4 – 5 Einfahrten. Die Länge des Ganges bis zum Kessel beträgt im weichen Boden höchstens 6 m, in steinigem Boden 1 m.
  • Der Kessel ist mit verschiedenen Pflanzenteilen ausgekleidet.
  • In der Nähe der Bauten befinden sich Losungsplätze in Form von kleinen, mit Losung angefüllten Gruben.
  • Wenn möglich, geht der Marderhund in alte Dachs- oder Fuchsbaue. Er gräbt nur dann selbst, wenn er keine freien Baue findet.
  • In den Dachsbauen benutzt er nur 2 – 3 Seitengänge, die übrigen scharrt er zu.
  • Gräbt er selbst, so richtet er sich „zeitweilige“ und „ständige“ Baue ein; erstere sind einfach und höchstens 1 m lang mit nur einer Einfahrt. Im Frühjahr, vor dem Werfen, bezieht er seinen ständigen Bau; das alte Polstermaterial wird ausgetauscht. Wenn die Welpen aus dem Bau ausziehen, werden wieder die zeitweiligen Baue benutzt. Im Oktober zieht er wieder in die ständigen Baue.
  • Der Eingang zeigt fächerförmige Erdauswürfe von 1,5 bis 1,8 m; sie und der Platz um den Bau sind von den Tieren festgetrampelt.

Revier:

  • Er streift täglich umher; je nach Jahreszeit zwischen 2 und 20 km.
  • Abwanderungsstrecken der Welpen bis 50 km. Im Extremfall mehrere hundert Km.

Ernährung (Fraß):

  • Anpassungsfähiger Allesfresser.
  • Über 50 % pflanzliche Nahrung; 25 % Aas (auch sehr stark verwestes); 15 % Mäuse; 5 % Lurche.
  • Obst, Beeren, Mais, Mäuse, Vögel, Eier, Hasen, Wasservögel, anderes Jung- und Niederwild, Frösche und Fische.
  • In Niederwildrevieren und in der Fischerei kann er Schaden anrichten.

Alter:

  • Kann ca. 6 bis 8 Jahre alt werden. In Gefangenschaft bis 11 Jahre

Zähne:

  • Zahnformel: Oberkiefer 3 / 1 / 4 / 2   x 2
                     Unterkiefer   3 / 1 / 4 / 3   x 2          = 42 Zähne im Dauergebiss.

Sinne:

  • Die Sinne des dämmerungs- und nachtaktiven Tieres sind ganz auf die Dunkelheit eingestellt.
  • Nicht so fein ausgeprägt wie beim Fuchs.
  • Windet gut, äugt mäßig, vernimmt gut (ähnlich wie Fuchs).

Lautäußerungen:

  • Nur in der Ranzzeit ein Maunzen, Winsen oder Knurren.

Fortpflanzung:

  • Marderhunde sind monogam; die Paarbildung ist bereits im Herbst, gewöhnlich Oktober / November.
  • Ranzzeit je nach Gegend und Witterung Mitte Februar bis Mitte April.
  • Die Hitze der Fähe zieht sich von einigen Stunden bis zu 6 Tagen hin; in dieser Zeit kommt der Paarungsakt 2- bis 5-mal zum Vollzug. Nach 20 bis 24 Tagen wiederholt sich – auch bei trächtigen Fähen – die Hitze.
  • Die Paarung findet gewöhnlich bei stillem Wetter, meist nachts oder frühmorgens statt.
  • Dauer der Kopulation durchschnittlich 6 bis 7 Minuten.
  • Tragzeit 59 Tage.
  • Wölft Mitte April bis Mitte Mai 5 bis 8 Welpen (bis 12, in einem bekannten Ausnahmefall: 15).
  • Zumeist überleben 6 – 7 Welpen.
  • Geschlechterverhältnis fast 1:1 (die Rüden überwiegen etwas).
  • Junge Fähen haben weniger Nachwuchs als ältere.
  • Fähe hat 5 Paar Zitzen.
  • Zumeist in Fuchs- oder Dachsbauten (befahrene oder verlassene).
  • Welpen sind unmittelbar nach der Geburt blind, mit einem kurzen, dichten, weichen Fell ohne Grannenhaare, von dunkelschiefergrau bis fast schwarzer Farbe, bedeckt.
  • Geburtsgewicht: 60 – 100 g.
  • Bleiben 9 – 10 Tage blind.
  • Sie sind bei der Geburt zahnlos. Zwischen dem 14. und 16. Lebenstag brechen die ersten Milchzähne, die oberen Eckzähne, durch. Es folgen die Schneidezähne und die unteren Eckzähne.
  • Bei der Jungenaufzucht bleibt meist der Rüde bei den Welpen, während die säugende Fähe auf Nahrungssuche geht.
  • Die Welpen werden 45 – 60 Tage gesäugt.
  • Sobald die Jungen festen Fraß zu sich nehmen (3. / 4. Woche), trägt der Rüde dem Geheck Beute zu.
  • Im Alter von 1 Monat verlassen die Welpen den Bau.
  • Junge sind nach 6 Monaten ausgewachsen.
  • Geheck zerfällt Ende August bis Anfang September.
  • Junge sind mit 8 – 10 Monaten (Paarbildung bereits im Herbst) geschlechtsreif.

Losung:

  • Die oft gallertartige Losung ist je nach Fraß schwärzlich mit vielen Pflanzenresten zersetzt, 4 – 6 cm lang, 2 – 3 cm dick, mit 2 – 3 Gliedern.

Spur:

  • Ist der eines entsprechend großen Hundes sehr ähnlich.
  • Spreizt die Zehen sehr stark; Zehenballen und Nägel sind abgedrückt.
  • Da er schränkt, liegen die Trittsiegel nie in einer Reihe.

Krankheiten / Verluste:

  • Verluste durch Straßenverkehr.
  • Fuchs, Uhu und Habicht reißen zumeist nur Welpen.

Jagdarten:

  • Fangjagd (wie beim Fuchs).
  • Mit der Flinte oder Büchse beim Maishäckseln.