Mondraute – ein seltenes Farngewächs

Von Ernst-Otto Pieper

 

Mondraute; Foto: E.-O. Pieper

Die Echte Mondraute oder auch Einfache Mondraute (Botrychium lunaria (L.) Sow.)  ist eine unscheinbare, etwa 10 bis 20 cm hohe, konkurrenzschwache, ausdauernde und in ganz Deutschland seltene Pflanzenart mit großen Populationsschwankungen.

Das zu den Rautenfarnen gehörende Gewächs reagiert sehr empfindlich auf ungünstige Witterung während der Wachstumsphase von etwa Mitte Mai bis in den Juni hinein. Im August ist die Art nicht mehr auffindbar, sie hat dann alle oberirdischen Teile wieder eingezogen. Die Bestände sind extrem unbeständig und können Jahrzehnte ausbleiben. Die Populationen sind gewöhnlich klein und umfassen selten mehr als 50 Pflanzen.

Die Sporen keimen mit niedriger Keimungsrate bei Dunkelheit im Boden und nur in Anwesenheit symbiotischer Pilze. Es werden chlorophyllfreie, mykotrophe Prothallien gebildet. Dieses wächst unterirdisch und hat eine knollige Form. Zwischen der Befruchtung und der Ausbildung des ersten oberirdischen Organs können bis zu zehn Jahre vergehen. Die Mondraute kann sich auch vegetativ vermehren.

Die oberirdische adulte Pflanze besteht aus einem unfruchtbaren Blatt und einem Sporangien tragenden Spross. Auf den ersten Blick sieht das frischgrüne Blatt kaum wie ein Farnblatt aus und ist nur wenige Wochen im Jahr sichtbar (siehe oben).

Typische Lebensräume sind Magerrasen, Borstgrasrasen, Zwergstrauchheiden und Kalkmagerrasen. Bevorzugt werden trockene bis frische, magere, flachgründige Böden. Die Echte Mondraute besitzt eine beachtliche Toleranz gegenüber den ph-Verhältnissen im Boden.

Ihren deutschen Namen erhielt die Pflanze wegen ihrer, etwas Phantasie vorausgesetzt, mondförmigen Blattfiedern, die nach mittelalterlichem Glauben bei Mondschein leuchten sollen.

Der botanische Gattungsname Botrychium bezieht sich auf die rispenartig angeordneten Sporangien. Das Artepitheton lunaria bedeutet dem deutschen Namen entsprechend Mond.

Als Schutzsubstanz gegen unterschiedliche Arten von Stress wie Hitzestress, Kältestress, oxidativen Stress, osmotischen Stress oder Stress durch Dehydratisierung bildet die Pflanze das selten vorkommende Disaccharid Trehalose als Resevestoff aus.

Die Mondraute kommt in Deutschland nur selten vor und gilt in einigen Bundesländern als ausgestorben. In der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen wird sie mit dem Gefährdungsgrad 1 (vom Aussterben bedroht) geführt.