Niddaer Sauhatz von 1633

Niddaer Sauhatz von 1633

Von Ernst-Otto Pieper

Valentin Wagner (1610 bis 1655) stammte aus einer Dresdner Malerfamilie. Mitten im Dreißigjährigen Krieg nahm er als 23-jähriger an einer mehr als dreiwöchigen Jagd im Raum Nidda in Hessen als Hofberichterstatter im Auftrag des Landgrafen Philipp von Hessen-Butzbach oder des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt teil. Dieses unter dem Namen „Niddaer Sauhatz von 1633“ in die Geschichte eingegangene Geschehen hielt er auf 45 Blättern mit 89 Zeichnungen fest.
Die mit sehr genauen Darstellungen einer Jagd versehenen Blätter sind auch ein kulturhistorisches Dokument,
welches sehr interessante Einblicke in die Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit gewährt.
An dieser Jagd, bei der Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt (1605 bis 1661) Jagdherr war, nahmen als Gäste
unter anderen Landgraf Philipp von Hessen-Butzbach (1581 bis 1643) und dessen Onkel, Landgraf Friedrich von
Hessen-Darmstadt (1616 bis 1682) teil. Das Gefolge, zu dem ein Hofmeister, ein Marschall, Stallmeister und
Kammerjunker, sowie mehrere Hofbeamte gehörten, war klein. Dazu kamen aber noch eine beträchtliche Anzahl
von Forst- und Jagdbeamten und eine große Schar von Bauern als Treiber, die zu diesem Dienst verpflichtet waren.
Die eingestellten Jagden begannen am 23. Oktober und endeten am 16. November. Während dieser Zeit wurden 57 Schweine, 56 Keiler, 181 Bachen und 202 Frischlinge erlegt.
Vom 23. bis zum 28. Oktober hatten Jäger und Treiber das Wild in eine sogenannte Kammer zusammengetrieben und festgehalten. Von dort wird es in den Lauf gelassen.

Auf dem Bild erkennt man deutlich die langen, mitLeinentüchern abgehängten Wände. Besonders in den Ecken versuchen einige Sauen diese Leinwand zu überfliehen, was von Berufsjägern verhindert wird. In der Kammermitte ist der Schirm. Hier stehen Wagen, auf denen offensichtlich Damen Platz genommen haben. Landgraf Georg und seine Jagdfreunde halten sich am Rand des Schirms auf und beobachten die Sauen. In ihrer Nähe befinden sich einige Jäger mit ihren Hunden. Aus Furcht vor angreifenden Sauen haben mehrere Treiber Bäume erklommen.
Das Bild liefert in seiner Gesamtheit einen Eindruck davon, wie bei einem eingestellten Treiben der eigentliche Jagdtag aussieht.

Der Text am oberen Bildrand gibt Aufschluss darüber, dass die Jagd am 29. Oktober 1633 unweit von Nidda
stattgefunden hat und dass an ihr die Landgrafen Philipp, Georg und Friedrich teilgenommen haben.

Quelle: Niddaer Sauhatz von 1633