Nordmann-Tanne

Abies nordmanniana (STEV.) SPACH

Von Ernst-Otto Pieper

 

Nordmann-Tanne; Foto: E.-O. Pieper

Ordnung:    Koniferen (Coniferales)
Familie:      Kieferngewächse (Pinaceae)

Je nach taxonomischer Auffassung umfasst die Gattung Abies 40 oder 47 Arten.

Immergrüne, oft wirtschaftlich bedeutende Baumarten, zumeist in kühl-gemäßigten Zonen O-Asiens und N-Amerika.

Auch:          Nordmanntanne, Nordmanns-Tanne, Kaukasus-Tanne

 

Kennzeichen:

  • Stattlicher Baum mit breit pyramidalem Kronenaufbau.
  • Äste in regelmäßigen Quirlen angeordnet, weit ausbreitend bis herabhängend und auch im Alter stets bis zum Boden reichend.
  • In der Jugend trägwüchsig, später rasch wachsend.
  • 25 bis 30 m hoch und 7 bis 9 (10) m breit; in der Heimat kann der Baum bis zu 60 m hoch werden und ein Alter von 500 Jahren erreichen.
  • Ältere Bäume können, ähnlich wie die Weißtanne (Abies alba), eine sogenannte „Storchennestkrone“ ausbilden.
  • Jahreszuwachs in der Höhe 25 bis 30 cm, in der Breite 15 cm, nach 10 bis 15 Jahren Zuwachs in der Höhe ca. 50 cm.
  • Rinde anfangs glatt, im Alter mehr graubraune bis schwarzgraue Plattenborke.
  • Nadeln dicht, büschelförmig nach vorn bzw. schräg nach oben gerichtet, nicht gescheitelt, nur an stark beschatteten Trieben zweizeilig; Nadeln sehr starr, aber nicht stechend, am Ende spitz, stumpf oder mitunter gekerbt; 2 bis 3,5 cm lang und 2 bis 2,5 mm breit, oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits mit 2 weißen Stromabändern.
  • Blütezeit: Mai.
  • Eingeschlechtlich, einhäusig.
  • Fremdbestäubung, Windbestäubung.
  • Zapfen (weibliche Fruchtstände) 15 (bis 20) cm lang, 5 cm dick, stehend, jung grünlich, reif dunkelbraun. Die Samen reifen von September bis Oktober. ihre Keimfähigkeit liegt bei 45 bis 50%.
  • Wurzeln: Sämlinge bilden eine tiefreichende Pfahlwurzel, die im Alter durch kräftige Seitenwurzeln ergänzt wird. Hauptwurzeln tiefgehend.
  • Holz: weich und sehr biegefest mit weißlicher bis gelblicher Färbung. Zwischen Kern- und Splintholz besteht kein farblicher Unterschied: Jahresringe sind gut zu erkennen.

Eigenschaften:

  • Völlig winterhart, etwas empfindlich gegen zu große Lufttrockenheit und Hitze.
  • Nicht geeignet für Gebiete mit starker Luftbelastung.
  • In genügend luftfeuchten Lagen auch windfest. Frosthärte -24°C bis -28°C.

Natürliches Vorkommen:

  • In Bergwäldern des westlichen Kaukasus, im Ostpontischen Gebirge in Georgien, Russland, der nordöstlichen Türkei und Aserbaidschan.
  • Ihr Verbreitungsgebiet bildet keine zusammenhängende Fläche.

Standort:

  • Sonnig bis absonnig.
  • Optimal sind tiefgründige, frische bis feuchte, nährstoffreiche, saure bis alkalische Böden in genügend luftfeuchten Lagen; insgesamt wenig empfindlicher Baum, der auch auf ärmeren Standorten gut gedeiht.
  • In Höhenlagen von 1000 bis 2000 m.
  • Im Kaukasus vergesellschaftet mit Orient-Buche (Fagus orientalis), Orient-Fichte (Picea orientalis), Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) und Eibe (Taxus baccata).

Hinweise für den Anbau:

  • Die qualitativ besten Samenherkünfte für Weihnachtsbaumkulturen liegen in der Region östlich des Schaori-Stausees um die georgischen Ortschaften Ambrolauri, Tlugi und Bordschomi.
  • Pflanzgut aus georgischer Herkunft treibt spät aus; daher nicht frostgefährdet.
  • Pflanzgut türkischer Herkunftsgebiete treibt früh aus und ist deshalb stark frostgefährdet.

Schädlinge:

  • Im natürlichen Verbreitungsgebiet kaum durch Krankheiten oder Schädlinge bedroht.

Nutzung:

  • In ihrer Heimat kaum wirtschaftliche Bedeutung; das Holz wird zur Herstellung von Papier und Zellstoff genutzt.
  • In Mitteleuropa beliebter Weihnachtsbaum und wird dort plantagenmäßig angebaut.
  • Wichtigster Weihnachtsbaumproduzent ist Dänemark mit rund 100 Millionen Nordmann-Tannen, von denen jährlich rund 5 Millionen exportiert werden.

Namensherkunft:

  • Die Nordmann-Tanne wurde nach dem finnischen Biologen Alexander von Nordmann (1803 – 1866) benannt.