Rätsel der Jägersprache

Von Gerd Tersluisen, Hegering Gladbeck

 

Wo liegen die Wurzeln des Begriffes „Rauschzeit“?

Diese Frage wird in allen ernsthaften Schwarzwildbüchern gestellt. Eine Antwort wurde offensichtlich bis heute nicht gefunden. Ob in Möllers „Wildschweine“ aus dem Kosmos Verlag oder in Mareks ausgezeichnetem Band „Von Rauschzeit zu Rauscheit“, im Krebs, im Nüsslein oder im Blase, im Seibt „Grundwissen für die Jägerprüfung“ oder im Zukowsky „Aus Wald und Flur“ des Jahres 1938, aus dem Jagdlexikon oder im Schulze „Jäger, Jagd und Wild“. In allen Büchern wird nur angegeben, dass man unter Rauschzeit die Paarungszeit des Schwarzwildes versteht. Das gilt auch für die Veröffentlichungen im Internet.

Ich erlaube mir daher an dieser Stelle, meine eigene Meinung einmal zu publizieren.

Wie der Begriff „Blattzeit“, der auf eine spezielle Jagdmethode des Rehwildes zurückzuführen ist, hat die Rauschzeit nichts mit den Sauen und ihren Eigenarten zu tun, sondern ist auf den Zeitpunkt der allgemeinen Paarungsstimmung unseres Schwarzwildes zurückzuführen.
In früheren Jahren, als die Rottenstrukturen noch nicht gestört waren, Mais und ständige Eichelmastjahre das Schwarzwild noch nicht in sexuelle Höchstform brachten und das Paarungsverhalten der Sauen tatsächlich von der Leitbache bestimmt wurde, fand die Hochzeit unserer Schwarzkittel immer in den Monaten Oktober bis März statt.
Das ist die Zeit der Stürme und in dieser Zeit rauschen nicht die Sauen, sondern unsere Wälder.
Nach meiner Meinung wurde hier mit diesem Begriff, treffend und für alle verständlich, die Zeit der Schwarzwildpaarung angegeben. Die Paarungszeit der Sauen liegt also in der Zeit in der die Wälder rauschen und zwar vom Spätherbst bis ins frühe Frühjahr.
Aus diesem Rauschen der Wälder entwickelte sich der Begriff „Rauschzeit“ und alle mit ihm zusammenhängenden Wortschöpfungen der Jägersprache.

Wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung. Es wäre interessant, andere Stellungnahmen kennen zu lernen.