Rosskastanie im Dauerpech

Von Ernst-Otto Pieper

 

Im Jahr 1984 wurde erstmals die Rosskastanienminiermotte in Mazedonien entdeckt. 1989 erstmals im Raum Linz, Österreich, nachgewiesen, breitet sie sich seither mit einer Geschwindigkeit von 40 bis 100 km pro Jahr über Europa aus. Inzwischen sind im Westen die Iberische Halbinsel und die Britischen Inseln erreicht. Im Norden ist sie bereits bis Südskandinavien vorgedrungen und im Osten hat sie seit Jahren Moldawien, Ukraine, Weißrussland und große Teile Russlands erreicht.

Die Miniermotte befällt nur die weißblühende Rosskastanie. Um den Vermehrungszyklus der Schädlinge zu unterbrechen, sollte, wo immer möglich, das Laub gesammelt und Kompostierungsanlagen zugeführt werden.

Nun gibt es eine weitere Hiobsbotschaft für den beliebten Baum.

Pseudomonas syringae pv. aesculi an einer Rosskastanie, Burg in Dithmarschen; Foto: E.-O. Pieper

2002 wurde das Bakterium Pseudomonas syringaein den Niederlanden entdeckt, 2007 erstmals in Deutschland. Pseudomonas syringae verursacht verschiedene Pflanzenkrankheiten wie Baumkrebs, Welke oder Flecken. Unterschiedliche Stämme dieses Bakteriums, sogenannte Pathovare, befallen unterschiedliche Pflanzenarten, darunter einige wichtige Nutzpflanzen.

Pseudomonas syringae pv. aesculibefällt häufig die Rosskastanie Aesculus hippocastanumund die Scharlach-Rosskastanie Aesculus carnea. Weniger häufig befallen wird die Gelbe Rosskastanie Aesculus flavaund die Rote-Rosskastanie Aesculus pavia.

Während die Miniermotte die Kastanie schwächt, führt das Bakterium zum Absterben des Baumes.

Das Schadbild ist sehr vielfältig. Die befallenen Rosskastanien zeigen kleine blutende Stellen vom Stamm bis zur Krone. Teilweises Absterben der Kronen sowie dunkelbraune bis schwarze Verfärbung unter der Rinde sind ebenfalls zu erkennen. Laubaufhellungen sowie Stamm- und Astrisse weisen ebenfalls auf einen Befall hin.

Herkunft und Ausbreitungswege sind bislang unbekannt. Vermutlich dringen die Bakterien über natürliche Öffnungen, Wunden, Wachstumsrisse, Hagel und Insekten in den Baum ein.

Offensichtlich wird die Entwicklung durch feuchtwarme Witterung gefördert, so dass große Vermehrungsraten in kurzer Zeit möglich sind. Eine Überdauerung der Bakterien in Pflanzenresten und im Boden ist möglich.

Was kann man dagegen tun?

Bakteriosen können mit Pflanzenschutzmitteln nicht bekämpft werden und an finanzielle Anstrengungen für die Erforschung von Gegenmitteln ist nicht zu glauben (Es ist wirtschaftlich nicht entscheidend, ob die Kastanien sterben).

Zurzeit greifen nur prophylaktische Maßnahmen:

  1. Optimale Kulturbedingungen und
  2. Stresssituationen vermeiden.

Kastanien lieben gut durchlüfteten, lehmigen, frischen Boden mit einem ph-Wert zwischen 6,0 und 8,0. Bedingungen, die insbesondere in Städten, zumeist nicht gegeben sind. Sandige Böden sind nur für die Jungpflanzenproduktion geeignet, da für Solitäre zu geringe Wasser- und Pufferkapazitäten vorhanden sind. Zu beachten ist auch, dass Kastanien empfindlich auf Herbizideinsatz in der Baumschule reagieren. Schutzmaßnahmen vor Wildverbiss sowie Desinfektion der Schnittwerkzeuge sind weiterhin notwendig.