Von Ernst-Otto Pieper
Rühstädt ist eine Gemeinde im nordwestlichen Brandenburg im Landkreis Prignitz, ca. 12 km südöstlich der Stadt Wittenberge, nahe der Havelmündung in die Elbe. Rühstädt selbst hat ca. 240 Einwohner und ist das storchenreichste Dorf Deutschlands. In manchen Jahren brüten hier bis zu 40 Storchenpaare, zu denen sich noch zahlreiche einzelne Störche gesellen.
Die Elb- und Havelauen bieten viele Futterplätze, die einen natürlichen Storchenreichtum begünstigen. Bereits in den fünfziger Jahren wurde begonnen, durch Anlage von Nisthilfen die weitere Ansiedlung von Störchen zu unterstützen und so ist es nicht verwunderlich, dass bis zu 5 Storchennester auf einem Dach zu sehen sind.
1996 wurde dem Dorf der Titel „Europäisches Storchendorf“ von der Stiftung Europäisches Kulturerbe verliehen. Im selben Jahr nisteten hier 44 Storchenpaare. Auf Holztafeln ist für jedes Nest die jährliche Rückkehr aus dem Winterquartier, der Abflug zum Winterquartier, sowie wie viel Nachwuchs großgezogen wurde vermerkt.
Während der Anwesenheit der Störche (April bis Ende August) kommen, vor allem an den Wochenenden, rund 55 000 bis 65 000 Menschen wegen der Störche nach Rühstädt. Der Storchenreichtum ist somit auch ein Wirtschaftsfaktor, so hängen ca. 130 Arbeitsplätze vor allem in Gastronomie und Hotellerie am Interesse der Besucher.
Rühstädt ist Sitz des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. Im Besucherinformationszentrum und im Haus des Storchenclubs gibt es viel Wissenswertes rund um den Weißstorch.
Die Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur) verleiht in unregelmäßigen Abständen den Titel „Europäisches Storchendorf“ an Ortschaften, die eine besonders große und regelmäßig wiederkehrende Population an Weißstörchen aufzuweisen haben und sich für den Schutz dieser Vögel einsetzen.
Mit der Auszeichnung wird versucht, positive Ansätze im Storchenschutz zu stärken. Der Erfolg zeigt, dass es auch heute möglich ist, den Lebensraum für die Weißstörche zu erhalten.
Bislang wurden fünfzehn europäische Gemeinden als „Europäisches Storchendorf“
ausgezeichnet:
1994 Čigoć, Kroatien | 2005 Belozem, Bulgarien |
1996 Nagybajom, Ungarn | 2008 Altreu, Schweiz |
1996 Rühstädt, Deutschland | 2011 Eskikaraaǧaç, Türkei |
1997 Malpartida de Cáceras, Spanien | 2013 Češinovo-Obleševo, Mazedonien |
1997 Andrid, Rumänien | 2014 Buzica, Slowakei |
1999 Mala und Velika Polana, Slowenien | 2015 Taraš, Serbien |
2001 Tykocin, Polen | 2016 Poros (Evros), Griechenland |
2002 Marchegg, Österreich |