Schwarzspecht

Dryocopus martius

Von Andrea Dahlhaus

Der Schwarzspecht zählt innerhalb der Familie der Spechte (Picidae) zur Gattung Dryocopus. Er hat ein gänzlich rabenschwarzes Gefieder und ist knapp krähengroß. Die Männchen tragen einen, vom Schnabel bis zum Nacken, rotbefiederten Scheitel. Weibchen haben nur einen roten Nackenfleck.

Sein wissenschaftlicher, lateinischer Name bedeutet: „Der dem römischen Kriegsgott Mars geweihte/kriegerische Waldbaumhämmerer“. ´Carl von Linne´, der schwedische Naturforscher, gab ihm 1758 diese Bezeichnung. Seine kämpferische Natur und sein wehrhaftes Verhalten machten ihn in der Antike zum Glücksbringer des Kriegsgottes Mars.
Es ist der größte europäische Specht, die Größe variiert von ca. 40 bis 57 cm. Er kann bis zu 350 g wiegen.
Sein heller Schnabel ist lang und meißelförmig, seine Zunge kann der Schwarzspecht bis 5 cm über die Schnabelspitze herausstrecken. Diese Zunge ist mit Widerhaken besetzt und klebrig, so dass er damit gut Insektenlarven aus ihren Holzgängen ziehen kann. Die Augen erwachsener Spechte erscheinen fast weiß. Jungvögel sind matter und mehr grau gefärbt, ihre Iris ist noch dunkel.
Die kräftigen Füße besitzen 2 Hinter- und 2 Vorderzehen mit stark gebogenen Krallen. Der keilförmig zugespitzte Stützschwanz hat verstärkte, mittlere Steuerfedern, so dass der Specht in der Lage ist, mit kraftvollen Sprüngen an Baumstämmen hochzuklettern. Diese Merkmale erleichtern ihm die Nahrungssuche bzw. den Höhlenbau.
Die Spannweite des Schwarzspechtes beträgt nur ca. 64-70 cm.
Seine Flugweise ist daher langsam und unregelmäßig, die Flugbahn ist meist gerade und erst kurz vor der Landung bogenartig, wie bei anderen Spechtarten. Obwohl er groß und schwer ist, wirkt er mit den breiten Flügeln und mit hochgerecktem Kopf, während des Fluges, in der Luft recht schlank.
Seine Anwesenheit oder seinen Standort im Revier verrät der große Specht durch einen besonders eindrucksvollen, lauten Ruf. Schwarzspechte verfügen über verschiedene Lautäußerungen, z.B. Flug- oder Balzrufe. Zum Ende der Fortpflanzungszeit halten Alt- und Jungvögel durch besondere Rufe Kontakt, wenn sie ihr weiträumiges Revier durchstreifen; sie dienen hier z. B. als Leitfunktion.
Er trommelt lauter als jeder andere Specht, mit schnellen, widerhallenden Wirbeln von ca. 20 Schlägen pro Sekunde. Zur Reviermarkierung, zum Höhlenzeigen oder als Begattungsaufforderung hämmert er am liebsten auf Ästen oder Bäumen mit guter Resonanz, man kann es bis zu 3 km weit hören. Dabei dient ihm sein muskulöser Hals sozusagen als Hammerstiel, eine schwammige Knochenverbindung zum Schädel hin federt die kräftigen Schnabelschläge ab.
Sein Schnabel sitzt, im Gegensatz zu vielen anderen Vögeln, unterhalb des Gehirns, so dass die Schläge nicht unmittelbar auf das Organ treffen. Auch nach langem Hämmern wirkt der Specht nicht benommen, da sein Gehirn seinen Schädel, ohne umgebende Hirnflüssigkeit, fast vollständig ausfüllt. So kann es während der Schläge nicht hin und herschwappen.
Vom Trommeln zu unterscheiden ist das demonstrative Klopfen. Hierbei markiert der Specht als Höhlenbesitzer den Eingang zur Brut-und Schlafhöhle. In der Brutzeit gehört dieses Klopfen zum Ablösungszeremoniell, das Einlass fordert oder gewährt.
Der Legebeginn ist von April bis Mitte Mai, nach einer Brutdauer von 12 -14 Tagen werden ca. 2 – 6 Eier gelegt. Die Elterntiere führen eine monogame Einehe und wechseln sich beim Brüten und auch beim Füttern ab. Das
Männchen brütet nachts alleine, tagsüber wechseln sich die Partner ab. Das Weibchen übernachtet in einer eigenen Schlafhöhle, die bis zu 2,5 km entfernt sein kann.
Das würde sich so manche „Menschenmutter“ auch wünschen.
Die nackten Jungvögel werden neun Tage lang gehudert, diese besitzen an den Fersen Sitzwarzen, damit sie sich in dem harten, nur mit Spänen ausgekleideten Höhlenboden, nicht wundscheuern. Sie werden ca. einen Monat in ihrer Bruthöhle gefüttert. Um die Jungen zu ersten Flügen zu animieren, werden die Fütterungsintervalle verlängert; so wird ihr Gewicht reduziert aber die Flugfähigkeit erhöht.
Die meisten Schwarzspechthöhlen werden in möglichst freistehende Rotbuchen gezimmert, so dass eine gute Rundumsicht und freier Anflug gewährleistet sind, bevorzugt in Hanglage oder Gewässernähe. Im Revier der Schwarzspechte befinden sich mehrere Höhlen, entweder zur Brut oder zum Schlafen, die über viele Jahre ausgebaut werden. Höhlen in Buchen können auf Grund der hohen Bruchsicherheit langjährig genutzt werden, auch wird das Einflugloch selten überwuchert.
Das Einflugloch ist etwas höher als breit. Damit Regenwasser abfließen kann, wird die Unterkante meist abgeschrägt. Die Tiefe der Nisthöhle kann 30 bis 60 cm betragen.

Seit vielen Jahren ist die Beziehung von Spechten zu Tot- und Faulholzstrukturen bekannt.
Man forscht noch über verschiedene Hypothesen, z. B. ob der Specht gezielt Buchen mit Fäule für den Höhlenbau nutzt oder bearbeitet er geeignete Stellen am Stamm, dass Pilze und Feuchtigkeit eindringen können. So arbeitet die Zeit für ihn, das Holz weicht langsam auf und nimmt ihm die meiste Arbeit ab.
Mit seinen geräumigen Höhlen schafft der Schwarzspecht begehrte Nistplätze für viele andere Tierarten. Darunter sind z. B. Hohltauben, Baummarder, Eichhörnchen, Kauze, Schellente, Kleiber und Stare. Auch Insekten, wie Hummeln oder Hornissen, wurden als Bewohner gesichtet. Zahlreiche Fledermausarten nutzen die Höhlen als Sommereinstand und Überwinterungsort. Die Nahrung der Schwarzspechte besteht hauptsächlich aus Insekten und deren Larven, besonders von holz- oder totholzbewohnenden Ameisenarten und Käfern. Im Spätherbst und Winter sucht er vor allem die Nester der Waldameisen auf, deren Haufen er öffnet und ausbeutet. Das gelingt ihm auch bei starkem Frost oder Schnee. Im Sommer werden aber überwiegend die holzbewohnenden Arten aufgenommen, teilweise auch Früchte oder Beeren verzehrt.
Die Spuren der Nahrungssuche kann man leicht im Wald entdecken, da der Schwarzspecht morsche Bäume regelrecht zerhackt oder die Rinde insektenbefallener Bäume abzieht. Meistens sind dies Fichten, die einen „rotfaulen“ Kern haben. Die Rotfäule führt zum Abbau von Lignin und macht das Holz faserig und instabil. Typisch sind rechteckige, großflächige Hackspuren. Ameisen überwintern gern in solchen befallenen Fichten
Somit ist der Schwarzspecht eine charakteristische Vogelart naturnaher Wälder und er hat eine Schlüsselfunktion im Ökosystem Wald. Auch das Naturschutzgebiet „Üfter Mark“ ist die Heimat dieses schönen Spechtes, den ich hier schon viele Male hören und beobachten konnte.
Daher finde ich es sehr wichtig, dass z. B. bestehende Höhlenbäume und genügend Totholz auch in Wirtschaftswäldern erhalten bleiben. Als Schutzmaßnahmen gegen unabsichtliche Fällungen kann man die Wälder nach Höhlen- und Biotopbäumen absuchen und diese markieren.