Spitzwegerich – Delikatesse am Wegesrand

Von Ernst-Otto Pieper

 

An Wegrändern, in Äckern, auf Parkrasen und Wiesen sowie Ödflächen fallen von Mai bis September die bis 60 cm langen Blütenstandsschäfte mit ihren dichten, walzenförmigen, ährigen Blütenständen des Spitzwegerichs auf. Die in einer grundständigen Rosette stehenden die lanzettlichen oder lineal-lanzettlichen 10 bis 20 cm langen Laubblätter. Sie haben kräftige Längsnerven und sind ungestielt. Die reichverzweigte Wurzel kann bis zu 60 cm in die Tiefe reichen.

Nasse Wegerichsamen werden schleimig und klebrig. Sie bleiben dann an Tieren, Schuhsohlen und Autoreifen kleben und werden so weit verschleppt.

Schon unsere Urahnen wussten diese Pflanze als Heilkraut zu schätzen und in Osteuropa wird Spitzwegerich noch heute als Heilpflanze angebaut.

Die noch wenig bekannten Wirkstoffe bestehen aus Schleimen, Gerbstoffen, Mineralsalzen, Aucubin, Saponin und organische Säuren und, wie neuere Forschungen gezeigt haben, auch aus antibakterielle Substanzen. Ob als Tee, Saft, Sirup oder Öl – die Inhaltsstoffe wirken reizmildernd und leicht hustenlösend. Äußerlich kann die Pflanze kann auch bei entzündlichen Veränderungen der Haut verwendet werden. Schon als Kinder legten wir frische Blätter der Pflanze auf Insektenstiche oder Verbrennungen durch Brennnesseln zur Linderung des Juckreizes oder auf kleinere offene, schlecht heilende Wunden. Das Öl wird zur Behandlung von Hautunreinheiten eingesetzt.

Spitzwegerich ist aber auch eine Bereicherung für den Speiseplan.  Salate, Soßen, Suppen, Kohl und Spinat werden durch das aromatische Kraut verfeinert.

Junge Blätter schmecken im Omelette, in der Kräuterquiche, in Gemüsepuffern. Klein geschnitten lässt sich Quark und Kräuterbutter verfeinern. Das herbe bis leicht bittere Aroma erinnert leicht an Champignons. Die Blütenknospen sind eine Delikatesse und sind besonders für Pesto geeignet. Ähnlich wie Kapern lassen sich die kleinen Köpfchen in Essig mit Kräutern, Knoblauch und Zwiebelringen einlegen.

Achtern sie beim Sammeln der Blätter oder Blütenstände (Mai bis August) darauf, dass sie nur dort ernten, wo die Pflanzen unbelastet wachsen – weder in der Nähe des Straßenverkehrs noch auf landwirtschaftlichen Flächen.

Frisch geerntet – frisch verarbeitet – frisch verzehrt.