Stierkäfer

Von Ernst-Otto Pieper

Um einen Stierkäfer zu Gesicht zu bekommen, muss man schon etwas Glück haben. Viel auffälliger sind die offenen, kreisrunden, etwa 1 cm großen Eingänge der Wohn- und Brutkammern, die an vegetationsfreien Bodenstellen in sandigen Waldgegenden, in Heiden und auf sandigen Brachen zu finden sind.

Stierkäfer (Thyphaeus typhoeus) (Foto: E.-O. Pieper)

Thyphaeus typhoeus, wie der Stierkäfer oder auch Dreihorn-Mistkäfer, wissenschaftlich genannt wird, ist auf den ersten Blick leicht mit dem häufig vorkommenden Gemeinen Mistkäfer und dem Waldmistkäfer zu verwechseln – gehört ja doch auch zur gleichen Familie. Auf den zweiten Blick sieht man dann aber die deutlichen Unterschiede des Körperbaus.

Bei den dunklen und glänzenden Käfern sind die Männchen am auffälligsten. Sie haben am Halsschild 3 hornartige Gebilde – zwei längere und gerade nach vorne gerichtete an den Seiten und einen kürzeren in der Mitte. Je größer das Männchen ist, umso länger sind die äußeren Hörner und sie sind dann im vorderen Teil mit einer zahnartigen Ecke versehen. Die Weibchen haben zwei kleine Höckerchen auf dem Halsschild. Unter der Lupe erkennt man dann auch leicht die tiefen Streifen auf den Flügeldecken und in denselben eine undeutliche Punktierung. Auffällig ist auch die Vielzahl kleiner Dornen an den Beinen.

Mit 15 bis 24 mm Körperlänge gehört der Käfer für deutsche Verhältnisse zu den größeren Käferarten.

Stierkäfer kommen in Mittel- und Westeuropa bis Südfrankreich und das nördlichste Marokko vor. In Deutschland kommen sie zwar in allen Bundesländern vor, die Tiere sind aber inzwischen selten geworden und stehen deshalb gemäß Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz. Eier, Larven, Puppen und Käfer dürfen deshalb nicht gesammelt werden.

Stierkäfer und ihre Larven ernähren sich vom Kot pflanzenfressender Tiere, bevorzugt von Kaninchen, Hasen, Rehen, Schafen und Ziegen.

Nach der Paarung graben die Käfer 1 bis 1 ½ m tiefe Gänge mit mehreren Seitengängen in die Erde. Die Seitengänge enden in einer Kammer in die vom Männchen Kot transportiert und zu einer Pille geformt wird. Das Weibchen legt die Eier abseits der Brutpillen in die Erde und die ausschlüpfenden Larven müssen sich durch diese zu den Brutpillen vorarbeiten. Sie ernähren sich dann von den Kotvorräten und verpuppen sich nach etwa einem Jahr.

Stierkäfer können zwei bis drei Jahre alt werden.

Wenn der Oberboden nicht gefroren ist, sind Stierkäfer auch im Herbst und Winter aktiv, so dass man sie fast das ganze Jahr über finden kann – zumindest die kreisrunden, fingerdicken „Schachtanlagen“.