VON ÖSTERREICHISCHER BRACKENVEREIN, ÖBV (WWW. BRACKEN.AT)
Hier möchte ich einige hilfreiche Tipps geben, welche aus langjähriger eigener Züchtererfahrung resultieren, in Zusammenarbeit mit Tierärzten entstanden sind oder verschiedener kynologischer Fachliteratur entnommen wurden.
Anzeichen der bevorstehenden Hitze:
Die Hündin zeigt eine geringfügige Wesensänderung, ist launischer, anschmiegsamer und ungehorsamer durch häufiges nässen setzt sie Markierungspunkte für die Rüden. Der Hormonspiegel der Hündin steigt an, Proöstrus- Eiblasen – Follikel – reifen an beiden Eierstöcken heran es kommt zur sogenannten „Hitze“, eine vermehrte Beleckung der Vulva kann festgestellt werden.
Der aufmerksame Züchter führt eine tägliche Kontrolle ob eine „Färbung“ schon erkennbar ist, Blutung, Schamschwellung, Ausnahmen sind möglich (stille Läufigkeit).
Deckzeitpunktbestimmung:
Zählmethode
Als erfolgversprechendster Tag gilt der 12. Tag nach Beginn des „Färbens“, es kann aber von Hündin zu Hündin große Unterschiede geben. Das Duldungsverhalten der Hündin, Schwanzreflex, Rüdenattraktivität, Schwellung der Vulva nimmt ab, der Ausfluss wird wässrig hellrot, die Hündin zeigt Deckbereitschaft „Stehen“ der Hündin, Östrus, Eizellen werden freigesetzt – Ovulation beginnt.
2. Zeitpunktbestimmung durch den Tierarzt:
Diese Methode ist zu empfehlen bei Hündinnen mit stiller Läufigkeit oder unregelmäßigem Zyklus, auch für Hündinnen die als „Nicht-deckbar“ gelten – meistens stellt sich dann heraus, dass einfach nur noch nicht der richtige Decktag vom Züchter gefunden wurde, oder der Hundedame ihr Verehrer nicht sympathisch genug war.
Eine Deckung sollte ca. 2 – 4 Tage nach dem Feststellen der ersten Rüdenduldung erfolgen, die Hündin duldet den Rüden oder auch nicht!
Achtung: Keine Spielereien mit „anderen“ Rüden zulassen, Hündin nur mit Leine ausführen und sicher verwahren.
Es gibt Hündinnen, die das Duldungsverhalten bei Hündinnen oder auch Rüden, die im selben Haushalt leben, schon sehr früh zeigen, das muss aber nicht mit dem richtigen Deckzeitpunkt übereinstimmen.
3. Der Deckakt:
Das sogenannte „Hängen“ während der Paarung ist zweckmäßig, aber auch ohne diesen Vorgang ist eine Befruchtung möglich bzw. bereits erfolgt.
4. Erfolgreicher Deckakt:
Achtung, eine Nachdeckung ist möglich, gewollt oder ungewollt, bis ca. 10 Tage nach erfolgter Paarung, darf es keinerlei Rüdenkontakt geben, außer es wird gewollt nachgedeckt. Der Eisprung kann nach der Deckung erst bevorstehen, Befruchtungsfähig werden die Eizellen allerdings nicht zum Zeitpunkt der Ovulation – Rüdenduldung – sondern erst 2 – 4 Tage später nach einer Reifeperiode (aus Riemann 1993, Dr. Münnich 2000).
1 Wurf und 2 Väter – Möglich ist alles!
Dass trotz des großen Zeitabstandes zwischen dem ersten Deckakt des Rüden und der Befruchtung ein einmaliges Decken erfolgreich ist, liegt an der relativ langen Lebensfähigkeit der Spermien.
Wenn die Hündin nach der geplanten Deckung Fremdgegangen ist, kann dies bedeuten, dass der Wurf 2 verschiedene Väter hat, d. h. Sperma von verschiedenen Rüden waren zum Zeitpunkt der Eireifung in den Eileitern vorhanden, eine kostspielige DNA-Analyse wird dann bei den Welpen notwendig.
5. Die Trächtigkeit:
Die Trächtigkeitsdauer liegt bei ca. 62 Tagen, ca. 3 Wochen nach der Deckung ist äußerlich kaum noch etwas zu bemerken, ein Züchter der seine Hündin allerdings genau kennt, bemerkt in der ersten Woche bereits eine feine Wesensveränderung.
Ab der 5. Woche nimmt die Hündin an Umfang zu evtl. ist ein zäh glasig farbloser Ausfluss aus der Vulva zu beobachten. Der Hündin ist qualitativ hochwertiges Futter zu geben – nicht quantitativ füttern – führt zur Verfettung und zu evtl. späteren Geburtskomplikationen. Der Hündin auf keinen Fall Kalziumpräparate oder ähnliches während der Trächtigkeit verabreichen, dies kann zu enormen Geburtskomplikationen führen (durch kaum mehr verformbares Welpen-Skelett bzw. -Schädel).
6. Der Wurftag:
Das Wurflager sollte eine Woche vor dem Wurf zur Verfügung stehen und zwar sauber, trocken und zugfrei (Zwingervorschriften). Die Hündin zeigt ein verändertes Verhalten, sie ist unruhig, häufiges nässen, Hecheln, Absinken der Temperatur ist zu bemerken.
7. Geburt:
Der Abstand der Geburt der einzelnen Welpen sollte nicht zu lange sein – evtl. Tierarzt hinzuziehen. Bei großen Würfen kann es allerdings zu einer „Pause von mehreren Stunden“ kommen, deshalb ist die Hündin während der Geburt genau zu beobachten. Ebenso wenn Presswehen vorhanden sind, Fruchtwasser abgegangen ist und nach 30 – 60 min. noch immer kein Welpe erscheint – sofort zum Tierarzt welcher mit „Hundegeburten“ Erfahrung hat – evtl. ist nur noch der Kaiserschnitt eine Lösung, Vorsicht bei „Wehenspritzen“ speziell hier kommt es auf die Erfahrung des Tierarztes an.
8. Hurra der Wurf ist da – vegetative Phase:
Zufrieden nuggelnde Welpen, die in einer warmen, Wurfkiste sie sollte zwischen 28 – 30 Grad Celsius liegen und eine ruhige und umsorgende Mutterhündin, die stolz über ihren Wurf wacht.
9. Züchtertätigkeit für die nächsten 3 Wochen:
Absolute Reinlichkeit im Zwinger bzw. im Wurflager ist erforderlich, die Hündin ist mit ausreichend, qualitativ hochwertigem Futter und viel frischem Trinkwasser zu versorgen. Achtung, beobachten sie ihre Hündin in dieser Zeit genau, sollte ihnen irgendwelche Verhaltensänderung auffallen, könnte dies ein Hinweis auf eine Erkrankung darstellen.
Hier einige Beispiele:
Eklampsie (Milchfieber) zu niedriger Kalziumspiegel, kurz nach der Geburt oder bei Hündinnen bis zu 21 Tage danach, wenn sie einen großen Wurf aufziehen, Speicheln stark, Muskelzittern – Krämpfe
Behandlung: Notfall – sofort zum Tierarzt
Mastitis (Brustdrüsen-Entzündung), in der Regel bakterielle Infektion, Schmerzhafte, harte, heiße
und geschwollene Brustdrüsen, auch abnormal aussehende Milch, Schlaffheit, Fieber und
Appetitlosigkeit zu beobachten.
Behandlung: Tierarzt beiziehen – Sauberkeit ist oberstes Gebot, mehrmals vorsichtig mit warmen Wasser abwaschen, Brustdrüsen mehrmals kontrollieren, evtl. kalten Topfen auflegen (die Hündin sollte ihn nicht gleich wieder abschlecken)
Pyometra (Gebärmuttervereiterung), Wahrscheinlich Unausgewogenheit im Hormonspiegel. Tritt meistens 4 – 8 Wochen nach einer Hitze auf, unabhängig ob eine Hündin schon einmal einen Wurf hatte oder nicht. Exzessiver Durst, Anschwellen des Unterleibs, Erbrechen, Appetitlosigkeit.
Behandlung: Sofort zum Tierarzt, entweder es gelingt bei einer „offenen“ Pyometra mit Medikamenten die Abheilung oder bei einer „geschlossenen“ muss der Uterus durch eine Not-Operation entfernt werden!
10. Aufgaben des Züchters:
Die Welpen sind wöchentlich wiegen (dient nicht nur zur Gewichtskontrolle, sondern ist auch der erste soziale Kontakt durch den Menschen), das Gewicht der einzelnen Welpen ist wöchentlich in ein Formular einzutragen. Mit ca. 2 – 2 1/2 Wochen erstmals entwurmen, dann im 14-tägigen Intervall bis zum 3. Monat, spezielle Wurmpasten erhalten sie bei ihrem Tierarzt. Man kann davon ausgehen, dass alle Welpen bzw. säugende Hündinnen von Spulwürmern befallen sind. Sehr starke Wurmbelastung können Welpen sogar lebensbedrohend schädigen.
11. Aufzucht/Sozialisierung/Welpenanalyse:
Ab der 3. Woche muss mit dem zufüttern von fester Nahrung begonnen werden, spezielle Welpen-Fertigfutter und Welpenmilch sorgen für eine ausgewogene optimale Ernährung – niemals könnte man dies durch „Selbst-Kochen“ so gut hinkriegen und wenn, dann nur mit enormen Zeitaufwand – immerhin ist ca. 5 x Füttern angesagt.
11. Die Prägephase und Sozialisierungsphase ab der 4. – 7. Woche:
Die Entwicklung zu einem sozialen Lebewesen beginnt. Gute Kontaktpflege zu den Welpen ist jetzt besonders wichtig und so kann mit der Welpenanalyse begonnen werden.
12. Welpenanalyse – 6. Woche:
Die Hundewelpen nun langsam an verschiedene Umwelteinflüsse heranführen, z. B. Geräusche, verschiedenste Materialien, Hunde- Spielzeug, erste Futterschleppen legen, aber auch mit der Prägung auf Wild sollte in dieser Zeit bereits begonnen werden. Interessante Gestaltung des „Welpenzimmers bzw. – Zwingers, die Junghunde müssen jetzt auch geistig gefordert werden. Die Welpen sollten in dieser Zeit viel Kontakt zu verschiedenen Menschen – Züchter, Familienangehörige, Kinder, Welpenkäufer, etc. aber auch Kontakt zu anderen Tieren bekommen.
13. 7. Woche – der Aktionsradius wird vergrößert:
Jetzt sollten Welpenausflüge geplant werden um die jungen Welpen an das Auto zu gewöhnen. Die Welpen sollten sich in dieser Zeit austoben können evtl. „einen geeigneten Platz“ im Garten zum Umgraben zur Verfügung stellen.
14. Abschied nehmen:
Nach der letzten Impfung sollten die Hunde noch ein paar Tage in der gewohnten Umgebung verbleiben dürfen. Dem neuen Besitzer ist unbedingt eine ausreichende Futterration für einige Tage mitzugeben, damit die Welpen bei der Eingewöhnung zumindest das gewohnte Futter vorfinden. Ein Stück Decke oder ähnliches aus der mütterlichen Wurfkiste sorgt im neuen Heim gleich für Wohlbefinden des Welpen.
Der seriöse Züchter steht dem Junghundeführer jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Buchtipps: Buchtitel – „Die Hündin“, „Fortpflanzung der Hündin“, Hundezüchtung in Theorie und Praxis“, „Vererbung beim Hund“.