Topinambur

Von Wildmeister GUENTER CLAUSSEN

 

Wer mit einer Bestellung gleich für zehn und mehr Jahre Äsung und Deckung in seinem Revier bereitstellen möchte, der sollte einmal den Versuch mit einer richtigen Topinambursorte wagen.
„Der Wert dieser Pflanze ist unbestritten”. Das sagt kein Geringerer als Hubert Weinzierl, langjähriger Vorsitzender des BUND. Weinzierl bezeichnet Topinambur schlechthin als die Hackfrucht des Wildackers, die als mehrjährige Pflanze für perenierende Äsungsremisen von unschätzbarem Wert ist. Damit hat er vollkommen recht und in Fachkreisen der Jägerschaft wird das mit Nachdruck bestätigt. Topinambur zählt bei Hegern schon seit vielen Jahren zu den wertvollsten Äsungs- und Deckungspflanzen.

Für die Fasanen bietet Topinambur wichtigen Schutz vor Beutegreifern aus der Luft

Schlechte Erfahrungen nicht verallgemeinern
Egal ob als Schutzpflanzung für Fasanen und Rebhühner im Niederwildrevier, als Rauhfutter- und Knollenlieferant für Hasen und Rehe oder als Spender hochwertigen Kraftfutters für Rot- Dam- und Schwarzwild, das mehrjährige Sonnenblumengewächs wird allen Bedürfnissen der heimischen Tierwelt gerecht.

Dennoch ist Topinambur nicht grundsätzlich unumstritten. Viele Jäger lehnen die Pflanze einfach mit der Begründung ab, dass sie in ihrem Revier weder von Hasen oder Rehen, noch von den Sauen angenommen würde. Doch sollte man solche Erfahrungen nicht einfach verallgemeinern, zumal sie in der Regel auf falschen Erkenntnissen beruhen.

So wird z. B. fast immer die Tatsache verkannt, dass es viele verschiedene Sorten gibt, die sich in Form, Farbe und Geschmack voneinander unterscheiden. Und es sind in der Tat Sorten darunter, deren Blätter und Knollen vom Wild entweder nur ungern angenommen oder sogar völlig verschmäht werden. So ergaben schon die vor vielen Jahren von Wildmeister Hans Behnke in Auftrag gegebenen Laboruntersuchungen gravierende Unterschiede des Fruchtzuckergehaltes innerhalb eines Sortiments verschiedener Züchtungen. Begleitende Freilandversuche in einem mit Rehen, Hasen und Wildkaninchen gut besetztem Revier bestätigten die Vermutung, dass Sorten mit hohem Fruchtzuckergehalt vom Wild am besten beäst werden.
 

Die nährstoffreichen Knollen werden im Winter mit Hilfe eines Grubbers freigelegt

Auch Feinschmecker unter den Menschen kennen die kleinen Unterschiede und wissen die besonderen Vorzüge einzelner Züchtungen sehr wohl zu schätzen. Dazu folgende interessante Episode aus den 60er Jahren, bei der rein zufällig eine vom Wild bevorzugt angenommene Sorte entdeckt wurde.
Ich führte 1966 in der Beratungsstelle des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz, in Gensingen einen Sortentest durch und benötigte möglichst viele Typen. Auf der Suche nach verschiedenen Züchtungen verwies uns der Geschäftsführer des LJV, Nies Wagner, an einen Spezialisten in Bad Kreuznach, der sich als Diabetiker schon seit Jahren intensiv mit Topinambur beschäftigt hatte. „Ich habe lange gebraucht, die Sorte zu finden, die auch wirklich gut schmeckt”, erzählte uns der alte Mann, der seine Gesundheit einzig und allein dem regelmäßigen Genuss einer ganz besonderen Sorte der inulinhaltigen Knollenfrüchte zuschrieb. Er wäre auf der Suche nach ihr weit umhergereist und eigens nach Frankreich gefahren. Aber erst bei einem Schnapsbrenner im Badischen hätte er die „Wunderfrucht” entdeckt.
Einige Knollen dieser besonderen Sorte musste der alte Herr mir natürlich abtreten. Sie bildeten den Grundstock für einen Bestand, der nicht nur in Gensingen, sondern auch später im Lehrrevier Kranichstein, im Versuchsrevier Lanze und schließlich in der Revierberatungsstelle Wolmersdorf hervorragende Dienste leisten sollte. Es gab jedenfalls niemals Probleme mit der Annahme durch das Wild. Meist wurde dieser Topinambur viel zu stark beäst, so dass es immer zu Engpässen kam, wenn es galt, Saatgut für die Anlage neuer Äsungsflächen zu gewinnen.
Die schon damals herausragende Qualität der gelbknolligen Topinamburpflanze mit zarten Blättern wurde im Rahmen einer jahrzehntelangen Zuchtauslese noch weiter verbessert. Alljährlich haben wir auf den Vermehrungsflächen alle vom Wild nicht beästen Pflanzen vor Beginn der Knollenbildung rigoros herausgerissen und können heute auf eine in Deutschland wohl kaum übertroffene Spitzensorte für Hoch- und Niederwild verweisen.

Knollen schmecken im Spätwinter am besten
Bei der Wildhege kommt es neben den als Sommeräsung hochbegehrten Blättern im Wesentlichen auf die winterharten Knollen an, die während der Notzeiten das Wild ausreichend ernähren. Die größten Engpässe im Äsungsangebot gibt es bekanntlich immer erst im Spätwinter. Allein unter Zugrundelegung dieser Erkenntnis, leistet Topinambur hervorragende Dienste, denn die frostharten Knollen finden in der Regel erst in der zweiten Winterhälfte wirkliche Beachtung durch das Wild.

Diese Tatsache hat sicherlich Gründe, die mit den Temperatureinflüssen zusammenhängen. Das Schwarzwild z. B. interessiert sich im Herbst oftmals überhaupt nicht für die Knollen, während es im Spätwinter geradezu mit einem Heißhunger über die Äsungsflächen herfällt. Die Vermutung liegt nahe, dass ähnlich wie bei angefrorenen Kartoffeln die Umwandlung von Stärke in Zucker erst nach einem Kälteschock einsetzt und die Knollen dadurch den richtigen Geschmack erhalten.
Langjährige Beobachtungen haben gezeigt, dass sich Rot- und Rehwild im Winter zwar intensiv mit den markhaltigen Stängeln beschäftigten, die in Nässeperioden besonders gern geäst werden, doch gezielt nach Knollen bricht und schlägt das Hochwild fast immer erst an frostfreien Tagen ab Februar.

Nach dem Umpflügen werden die Topinamburflächen alljährlich bis Anfang Mai wieder angehäufelt

Dieser Umstand bringt zwar den Vorteil, dass die schützende Deckung lange erhalten bleibt, doch kann es dadurch auch Engpässe im Äsungsangebot geben. Um einem Leerlauf vorzubeugen, empfiehlt es sich grundsätzlich, neben der Topinamburparzelle eine mit Herbst- oder Winteräsungsmischung bestellte Fläche bereitzustellen. Sehr wichtig ist auch die Erkenntnis, dass ein im Dezember/Januar vom Wild nicht beachteter Topinamburschlag noch keinen Beweis für eine Fehlinvestition darstellt. Besonders in Mastjahren gibt es kaum einen zwingenden Grund, die Knollen bereits zur Weihnachtszeit herauszupflügen oder -zugrubbern, um sie den Rehen und Hirschen besser zugänglich zu machen.
Das Wild an die Knollen gewöhnen
Lediglich bei Neuanlagen oder in Revieren, wo das Wild den Topinambur überhaupt noch nicht kennt, sollte man Hilfen geben und die Knollen mittels Maschinen, z. B. durch Ausgrubbern dem Wild zugänglich machen. Das kann bei schweren Böden, die das Herausschlagen oder -brechen der Knollen unmöglich machen sogar dringend notwendig sein. Die dafür geeigneten Maschinen wie Pflug, Grubber, Fräse oder Egge werden immer erst ab Februar und dann zunächst auch nur abschnittsweise eingesetzt.

Wenn das Wild Topinambur und vor allem die Knollen kennt, schlägt oder bricht es sie in der Regel auch heraus. Zuweilen aber müssen selbst Sauen zunächst auf die Leckerbissen im Boden aufmerksam gemacht werden. Bewährt hat es sich, bei offenem Wetter, etwa ab Februar, regelmäßig etwas Körnermais breitwürfig im Topinamburschlag auszustreuen. Bei Rot-, Dam- und Rehwild können auch Zuckerrüben, Äpfel oder Eicheln als sicheres Lockmittel eingesetzt werden. Diese Maßnahmen genügen in der Regel, um das Wild an die wohlschmeckenden Knollen zu gewöhnen.
Man sollte vor allem wissen, dass Rehe oftmals nicht in der Lage sind, durch Schlagen mit den kleinen Schalen an die tief sitzenden Knollen zu gelangen. Für Reh- und Damwild ist es eine wichtige Voraussetzung, die Pflanzreihen im Frühjahr anzuhäufen. Aus den hohen Dämmen schlägt das Wild die Knollen leicht heraus. Im März/April präsentiert sich der Acker dann meist wie ein Schlachtfeld. Der Boden ist total aufgeschlagen bzw. durchwühlt.
Pflegemaßnahmen im Frühjahr
Zwar ist die Gefahr, dass zu viele Knollen aufgenommen werden und dadurch der Weiterbestand des Topinamburfeldes gefährdet ist, relativ gering, bei starkem Wilddruck auf kleinen Flächen allerdings sollte man die Sache ab April im Auge behalten. Bewährt für den Weiterbestand als perinierender Wildacker hat sich folgende Methode: Ab März/April, wenn in der Regel selbst von den Stängeln so gut wie gar nichts übriggeblieben ist, wird der Topinamburschlag umgepflügt und sofort angehäufelt. Flächen, die bis dahin nicht angenommen wurden, müssen zunächst vom Kraut befreit werden. Dazu wird entweder eine schwere Egge oder ein Grubber eingesetzt. Das Kraut wird an den Ackerrand geschleppt, und zugleich reißen die spitzen Zinken viele Knollen heraus. Sobald die oben liegenden Knollen vom Wild aufgenommen sind, wird die Fläche erneut abgeeggt und diese Arbeit im 8-Tage-Rhythmus einige Male wiederholt. Ende April folgen Pflug und Häufelgerät. Unter Umständen ist es notwendig, die ab Mitte Mai schnell aufwachsenden Jungpflanzen vorübergehend mit einem Elektrozaun, insbesondere vor Schwarzwild zu schützen.

Der Weidezaun kann schon Anfang Juni wieder entfernt werden, denn bis dahin sind die fast meterhoch gewachsenen Pflanzen nicht mehr gefährdet. Zumindest lassen sie sich dank ihrer hohen Regenerationsfähigkeit vom Wild nicht mehr unterkriegen.

Knollen nicht lange lagern
Bei Neuanlage von Topinamburflächen erfolgt die Pflanzung der Knollen normalerweise von März bis Mitte Mai. Mit frisch geernteten Knollen ist auch die Herbstpflanzung möglich, was sogar eine größere Massenleistung bewirkt. Die geringe Lagerfähigkeit zwingt in der Regel aber zur Frühjahrsernte mit sofort daran anschließender Pflanzung.

 

Bodenbearbeitung und Vorbereitung des Saatbettes erfolgen wie bei der Kartoffel. Nach dem Umbruch mit einem schweren Pflug wird  damit eine feine Krume erhalten bleibt  die Fläche anschließend sofort abgeeggt. Bei groben Schollen empfiehlt sich eine weitere Bearbeitung mit Grubber, Scheibenegge oder Fräse. Die Knollen werden in Abständen von 50 x 60 Zentimeter genau wie Kartoffeln entweder von Hand oder mit einer Kartoffel-Pflanzmaschine ausgebracht und zugleich angehäufelt.
Topinamburknollen lassen sich nicht lange lagern; sie trocknen sehr schnell ein. Das Saatgut sollte also möglichst gleich nach der Ernte wieder in die Erde kommen.
Das ist besonders wichtig bei spät geernteten und bereits stark ausgekeimten Knollen. Die Keimkraft frischer Knollen wird selbst durch 30 cm lang ausgebildete Sprosstriebe nicht beeinträchtigt.
Die Düngung erfolgt kurz vor oder nach dem Pflanzen. Pflegearbeiten sind in der Regel nicht vonnöten. Die Pflanzen wachsen sehr schnell und bedecken früher oder später auch das konkurrierende Unkraut.
Bei mehrjährigen Beständen hat es sich allerdings bewährt, die im Frühjahr umgepflügten Flächen einige Wochen später, wenn die Pflanzen ca. 30 cm hoch gewachsen sind, noch 

einmal mit einem Häufelgerät durchzufahren. Diese Maßnahme führt erstens zu einer Verdünnung des Bestandes und somit zu höheren Erträgen, ist aber zum anderen auch deshalb nützlich, weil das Wild die Knollen später viel leichter herausschlagen kann.

Vielfältiger Nutzen
In Bezug auf die Verbesserung des Äsungsangebotes wird der höchste Nutzeffekt des Topinamburs ganz ohne Zweifel auf den innerhalb des Waldes oder direkt am Waldrand gelegenen Wildäckern erzielt. Flächen und Streifen inmitten der Feldgemarkungen erfüllen zwar einen hervorragenden Zweck als Deckungsinseln, doch werden die Knollen von den dort im Winter bekanntlich nur sporadisch auftretenden Schalenwildarten kaum jemals restlos genutzt. So dienen Topinamburäcker im Feld in erster Linie zur Sicherung der Lebensräume des Niederwildes, insbesondere der Fasanen und Rebhühner und lassen sich sehr gut dazu nutzen, die überschüssigen Knollen als Saatgut oder für die Wildfütterung zu ernten.

Doch auch bei Wildäckern im Wald sollte man nicht unbedingt nur auf den Knollenertrag reflektieren. Besonders in gut besetzten Hochwildrevieren kann die reine Grünmassererzeugung u. U. viel lukrativer sein. Stark beäste Pflanzenbestände liefern ohnehin keine nennenswerten Erträge an unterirdischen Pflanzenteilen. Hier erfüllen Topinamburäcker ihren Hauptzweck als Weideflächen für das Hochwild während der Sommermonate. Dabei lenkt das stets nachwachsende frische Blattgrün sicher von den Laubtrieben der jungen Forstpflanzen ab. Andererseits kann man die nicht nennenswert beästen Topinamburschläge sehr gut für die Gewinnung von erstklassigem Laubheu oder zur Silagegewinnung nutzen. Zur Gewinnung der Sprossmasse als Siliergut können zwei Grünschnitte im Juni und Oktober durchgeführt werden. Topinambur-Laubheu für die Winterfütterung wird, zunächst gebündelt, im Schatten alter Bäume zum Trocknen aufgehängt und dann mit den Spitzen nach unten zur weiteren Lagerung auf Reuter geschichtet.Zwar führt jeder Schnitt zu einer deutlichen Reduktion des Knollenwachstums, doch wird die Vermehrungsfähigkeit dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt. Der Fortbestand wird allein schon dadurch gewährleistet, als sich selbst aus kleinsten Knollen und Rhizomen im Folgejahr wieder neue Pflanzen entwickeln.

Keine Monokulturen
Die Leistungsfähigkeit von Topinambur ist ohne Frage enorm. Kaum eine andere Pflanze bringt so viel Abwechslung und Quantität als Nahrungsgrundlage. Er bietet alle Komponenten der artgerechten Fütterung und spendet darüber hinaus fast über das ganze Jahr Schutz und Deckung. Dennoch, Topinambur ersetzt nicht den Klee und auch nicht die andere für Hase und Reh so wichtige Naturnahrung.

So wie wir einerseits die Monokulturen in Feld und Wald verurteilen, sollten wir andererseits nicht dazu beitragen, Hegeinseln nach ähnlichen Kriterien zu schaffen. Es ist also nicht damit getan, Wildäsungsflächen nur mit dem Sonnenblumengewächs aus Amerika zu bestellen. Topinambur sollte vielmehr als willkommene Ergänzung zu anderen Pflanzen und Mischungen mitangebaut werden. Es empfiehlt sich beispielsweise, einen Wildacker in drei oder vier gleich große Teile aufzugliedern, um neben Topinambur auch Waldstaudenroggen, Rotklee, Winterkohl oder Kräutermischungen einzubringen.

Auf diese Weise bietet man in breiter Palette über den Ablauf eines ganzen Jahres abwechslungsreiche Äsung an. Es kommt vor allem niemals zu einem Leerlauf im Äsungsangebot. Der hochwachsende Topinambur wird vor allem dazu benutzt, Tageseinstände bereitzustellen und das Wild vor den neugierigen Augen der Spaziergänger zu schützen. Insbesondere die an den Wegen und Schneisen gelegenen Teile werden mit Topinambur bepflanzt, um mit den hohen Schutzstreifen die übrigen Flächen des Wildackers abzuschirmen.
Die hohe Ausschlagkraft und das enorme Regenerationsvermögen führen allerdings auch immer wieder zu der häufig vorgebrachten Befürchtung, die Bestände könnten wie Unkraut auswuchern und zu einer Belastung für die übrige Flora werden. Diese Sorgen sind völlig unbegründet. Bei allen als Wildäsungspflanzen angebauten Topinambursorten haben wir es mit durchgezüchteten Kulturpflanzen zu tun. Sie sind wie alle Hackfrüchte auf mechanische Bearbeitung und Pflege durch den Menschen angewiesen und haben ohne diese Unterstützung auf Dauer keine Überlebenschance.

So handelt es sich bei den an manchen Flüssen wildwachsend vorkommenden Helianthusarten nicht etwa um Nutzpflanzen, sondern um Wildtypen, die wahrscheinlich mit Schiffen aus ihrer Urheimat eingeschleppt wurden. Sie sind jedenfalls nicht identisch mit den genannten Wildackerpflanzen und zum Zwecke der Äsungsverbesserung auch völlig ungeeignet. Soll Topinambur auf Wildäckern ausgemerzt werden, so bereitet das entgegen vielen anderen Meinungen eigentlich keine Probleme. Die Pflanzen lassen sich mechanisch oder chemisch ohne weiteres vernichten. Bei maschineller Bekämpfung wartet man bis Juni, wenn die Keimkraft der Mutterknolle restlos verbraucht ist, neue Rhizome aber noch nicht gebildet wurden und zerstört dann die, Pflanzenmasse mit entsprechendem Gerät, wie Pflug, Fräse oder Grubber. Eine Bekämpfung im Rahmen des Herbizideinsatzes ist bereits Mitte Mai möglich, wenn die Pflanzen voll ergrünt sind. Die Fläche wird mittels Feldspritze mit 4 l/ha „Round up abgespritzt.

Topinambur Helianthus tuberosus L.
Topinambur zählt zu der Familie der Korbblütler. Er ist nah verwandt mit der Sonnenblume und stammt aus den östlichen Regionen der USA. Dort sind Wildtypen dieser Art noch heute weit verbreitet. Schon frühzeitig kultivierten die Indianer die Pflanze wegen der schmackhaften Knollen. Verschiedene Stämme der Ureinwohner sorgten danach auch für die Ausbreitung bis nach Mittel- und Südamerika. Von dort stammt auch die franz. Bezeichnung „topinambour” nach dem Namen eines brasilianischen Indianerstammes. Später führte das oft zu der falschen Meinung, die Pflanze stamme aus Südamerika.

1616 brachten englische Seeleute den Topinambur nach Europa. Sie wurde zunächst ausschließlich als Gemüsepflanze angebaut.
Einer besonderen Beliebtheit erfreute sich die „indianische Süßkartoffel” in Frankreich, wo sie auf vielen tausend Hektar als Speise- und Futterpflanze, aber auch speziell zur Alkoholgewinnung angepflanzt wurde. Mit dem Vordringen der Kartoffel ging der Anbau von Topinambur jedoch auch dort allmählich zurück.
In Form und Gestalt ist H. tuberosus mit der Sonnenblume zu vergleichen, doch zeichnet sie sich durch unterirdische Ausläufer aus, an deren Enden sich der Kartoffel ähnliche Knollen bilden. Aus diesen winterharten Knollen entwickeln sich im April/Mai kräftige Sprosstriebe, die teilweise verzweigt sind. Es werden Wuchshöhen von 2 – 3 m, auf guten Böden sogar von über 4 m erreicht. Die gestielten herzförmigen Blätter sind je nach Sorte mehr oder weniger rau beborstet. Die Stängel sind mit Mark gefüllt. Topinamburpflanzen blühen nur spärlich. Sie finden aufgrund ihrer Kurztagreaktion erst spät im September/Oktober hierfür geeignete Voraussetzungen. Eine Samenbildung wie bei der Sonnenblume ist unter europäischen Verhältnissen nicht möglich. Eine Vermehrung findet nur mittels der Rhizome statt. Topinamburknollen sind sehr schmackhaft und gesund. Sie enthalten 2  2,5 % Eiweiß und 16 % Kohlehydrate, von denen etwa 50 % als Inulin vorliegen. Dank dieses Diätzuckers gilt Topinambur als willkommenes Gemüse insbesondere für Diabetiker.
Die Ansprüche an Boden und Klima sind gering. Topinambur gedeiht auf allen Standorten bis in Höhen von 1.500 Metern und ist sehr widerstandsfähig gegen niedrige Temperaturen. Die Knollen überstehen Fröste von -30° C. Auch das Laub ist relativ frostverträglich. Nachtfröste von 5° C. während der Aufwuchsphase stellen keine Gefahr dar. Auch hinsichtlich der Wasserversorgung ist Topinambur recht anspruchslos. Selbst sommerliche Hitzeperioden werden gut überstanden. Sehr dankbar werden sonnenreiche Frühherbsttage von der Pflanze angenommen. Sie ermöglichen ein starkes Wachstum und eine hohe Assimilateinlagerung der Knollen.

Knollenbedarf: 15 dt/ha
Knollenertrag: 100-200 dt/ha 
Grünmasseertrag:  100 dt/ha

Düngung: 
K- und P-Düngung wie bei der Kartoffel, z. B. 4 dt/ha Thomaskali. Vor allem Kali ist wichtig, denn dieses Mineral bringt mit Stärke und Zucker den Wohlgeschmack in die Pflanze und garantiert außerdem die Standfestigkeit. Die Ansprüche an Stickstoff sind dagegen trotz der erheblichen Massenproduktion relativ gering. 2 dt/ha N-Dünger in Form von Kalkammonsalpeter sind zur Knollenerzeugung voll ausreichend. Eine Überdüngung geht zu Lasten des Geschmacks. Besonder
s bei zu hohen Stickstoffgaben nimmt das Wild Laub und Knollen nur schlecht an.