Überlebenskünstler Zitronenfalter

Von Ernst-Otto Pieper

 

Zitronenfalter; Foto: E.-O. Pieper

Der Zitronenfalter hat mit bis zu 12 Monaten die höchste Lebenserwartung aller heimischen Schmetterlinge. In den vergangenen Wintermonaten haben sie sich frei in der Vegetation abgesetzt (als einzige heimische Schmetterlingsart), meist in Bodennähe zwischen Gräsern oder trockenen Blättern oder auch unter Brombeerblättern. Meist halten sie den einmal gewählten Ruheplatz den ganzen Winter hindurch. Nicht selten verschwinden sie dabei ganz unter der Schneedecke. Nach der Schneeschmelze erscheinen sie dann wieder unbeschadet auf der Bildfläche.

Wie bei allen im Freien überwinternden Insekten gelingt es ihnen mit Hilfe von Glycerin, Sorbit und Eiweißstoffen den Gefrierpunkt der Körperflüssigkeit derart zu senken, dass sie Temperaturen von bis zu minus 20 Grad schadlos überstehen.

Sobald im Februar oder März die Sonnenstrahlen etwas länger anhalten ist der Zitronenfalter dann wieder dort aktiv, wo seine Wirtspflanzen, bevorzugt Faulbaum und Kreuzdorn, vorkommen. Sie sind dann aber auch häufig auf Blüten in Gartenanlagen zu sehen.

Im März und April findet die Paarung statt. Das Weibchen legt die Eier in paarweise oder einzeln (selten in kleinen Gruppen) an die aufbrechenden Knospen der Futterpflanzen. Die mattgrün gefärbte Raupe ruht stets auf der Mittelrippe des von ihr befressenen Blattes – eine perfekte Tarnung. Zumeist im Juni verpuppen sie sich. Die mit einem Gürtelfaden nahezu waagerecht an einem Zweig befestigte Puppe (Gürtelpuppe) erinnert an ein Blatt. Im Hochsommer schlüpfen dann die Falter und sind dann noch bis in den Spätsommer beim Blütenbesuch zu beobachten.

Die Flügeloberseite ist bei lebenden Faltern fast nie zu sehen, da sie in Ruhe sofort ihre Flügel zuklappen.

Sie leben sowohl in feuchten wie auch in trockenen Gebieten, wie Wäldern, Gebüschen nahe von Wäldern und auf sonnigen und grasbewachsenen oder felsigen Hängen mit kargem Strauchwuchs.

Der inzwischen seltener gewordene Zitronenfalter war das Insekt des Jahres 2002