Wanderfalke

Falco peregrinus TUNSTALL, 1771

Von Ernst-Otto Pieper       

Wanderfalke; Foto: E.-O. Pieper

Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)

Familie:    Falkenartige (Falconidae)

17 Unterarten

Auch: Edelfalke, Taubenfalke, Taubenstößer, Fremdling, Berg-, Blau-, Stein-, Tannen-, Wald- und Pilgrimsfalke, Schwarzbacken, Blaufuß, Gefleckter Falke, Gefleckter Habicht, Schlecht-, Beizfalke

Kennzeichen:

  • Ausgefärbte (adulte) Wanderfalken sind auf der gesamten Oberseite dunkelblaugrau; Unterseite ist dunkel quergebändert auf weißem bis cremefarbenem Grund
  • Jungvögel auf der Brust Längsstreifung
  • Schwarzer Bartstreif (Falkenbart)
  • Augen dunkelbraun
  • Wachshaut, Augenring und Beine sind bei adulten gelb, bei juvenilen blaugrau
  • Jungvögel mausern mit ca. 12 Monaten in das Adultkleid

Größe / Gewicht:

  • Weibchen um 1/3 größer als Terzel
  • Körperlänge: Terzel ca. 38 cm, Weibchen ca. 45 cm; davon entfallen jeweils 10 – 13 cm auf den Stoß
  • Flügelspannweite: Terzel ca. 90 cm, Weibchen ca. 105 cm
  • Körpergewichte: Terzel 580 – 720 g; Weibchen 860 – 1090 g

Vorkommen:

  • Außer Antarktika auf allen Kontinenten; fehlen nur auf den Inseln der Karibik, Neuseeland und Island
  • Ist der am weitesten verbreitete Vogel der Welt

Biotop:

  • Da er im freien Luftraum jagt, ist er außerhalb der Brutzeit in fast allen Landschaftsformen zu beobachten, insbesondere über offenem Gelände und an Gewässern mit reichem Vogelleben

Wanderungen:

  • In Mitteleuropa sind Altvögel Standvögel
  • Ein Falkenpaar hält lebenslang an seinem Brutrevier fest, in dem es allerdings mehrere Brutplätze nutzen kann
  • Jungvögel verstreichen nach dem Selbstständigwerden mehr oder weniger weit

Alter:

  • Höchstalter: Fast 18 Jahre in freier Natur; 25 Jahre in Gefangenschaft

Stimme:

  • Häufiges Rufen in Brutplatznähe
  • In Erregung helle und scharfe „kozick“-Rufe
  • Ein bettelndes „Lahnen“, das wie „gähg-gähg-gähg“ klingt
  • Bei Störungen raue „grä-grä-grä“-Rufreihen

Fortpflanzung:

  • Geschlechtsreif im zweiten Kalenderjahr; brutreif gewöhnlich erst im 3. Kalenderjahr

Paarungszeit

  • Die Paarbildung kann bereits im Herbst stattfinden
  • Die eigentliche Balz beginnt in Mitteleuropa im Februar mit Balzflügen, häufigem Rufen, zunehmender Horstbindung des Weibchens und Balzfüttern durch den Terzel sowie Kopulationen

Art der Ehe

  • Trotz Monogamie findet am Brutplatz eine Neu- bzw. Wiederverpaarung statt

Horst

  • Im größten Teil des Verbreitungsgebietes Felsenbrüter; in Mittel- und Osteuropa in geschlossen bewaldeten und/oder großräumig felsfreien Gebieten Baumbrüter; in baum- und felsfreien Gebieten (z.B. Küsten) auch Bodenbrüter; große Gebäude in Städten und Industrieanlagen
  • Horstbezieher (Wanderfalken bauen, wie alle Falken, keine Nester. Felsbrüter nutzen vorhandene Höhlen oder Felsbänder sowie verlassene Nester von anderen großen Vögeln. Baumbrüter nutzen vor allem Nester von anderen Greifvögeln, Reihern oder Kolkraben.)

Brut

  • Der Terzel kehrt meist als erstes an den vorjährigen Brutplatz zurück und versucht diesen gegen Konkurrenz zu behaupten
  • Legebeginn in Mitteleuropa ab Mitte März
  • Gelegegröße meist 3 – 4 Eier (51 x 41 mm; 45 g); gelblicher Grund mit dichter rotbrauner Färbung
  • Legeabstand 2 Tage
  • Brutbeginn nach 3. Ei
  • Brutdauer ca. 32 Tage
  • Weitgehende Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern; während das Weibchen brütet und die Jungen hudert bzw. bewacht, trägt der Terzel Nahrung herbei. Tagsüber kann der Terzel bis zu 30% der Brutpflichten übernehmen. Nachts brütet stets das Weibchen.
  • Die geschlüpften Küken haben ein weißes Dunenkleid. Die Augen öffnen sie meist am 4. Tag
  • Sind die Jungen ca. 3 Wochen alt, beteiligt sich auch das Weibchen am Nahrungserwerb.
  • Mit Beginn der 6. Woche hat sich das Jugendgefieder vollständig entwickelt und die Jungen beginnen mit den ersten Flugübungen
  • Nestlingsdauer 35 – 42 Tage. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch etwa 4 Wochen von ihren Eltern mit Nahrung versorgt.
  • Ende Juli / Anfang August löst sich die Familie auf
  • Überlebensraten: Im 1. Lebensjahr = ca. 40%, im 2. Lebensjahr = ca. 75%

Nahrung:

  • Jagen fast ausschließlich kleine und mittelgroße Vögel im freien Luftraum
  • Hauptnahrung sind Tauben, Stare, Drosseln, Limikolen, Lummen, Alken und Möwen; aber auch Fledermäuse
  • Maximalgewicht der Beute liegt bei 500 g; das entspricht etwa dem Gewicht einer Ringeltaube oder einer Aaskrähe

Jagdweise:

  • Die beiden wesentlichen Jagdtechniken sind der Steilstoß aus großer Höhe (aus hohem Kreisflug) und der Flachstoß von einer erhöhten Ansitzwarte
  • Beim Sturzflug kann er Geschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen; beim Flachstoß wurden in Köln 252 km/h gemessen
  • Wanderfalken jagen bis weit in die Dämmerung hinein

Besonderheiten:

  • Der Wanderfalke galt früher als Idealvogel für die Beizjagd