Von Ernst-Otto Pieper
Das 1855 von dem amerikanischen Physiker Christopher Johnston (1856 – 1914) beschriebene „Johnstonsche Organ“ ist ein bei Insekten vorkommendes Sinnesorgan im zweiten Antennenglied und dient als Vibrationssensor. Es ist bei einigen Insekten nachgewiesen, dass dieses Organ eine Feinsteuerung der Fluglage ermöglicht um Richtungsänderungen zu erleichtern. Je nach Insektenart kann dieses Organ aber auch viele andere Funktionen besitzen, die alle auf der Wahrnehmung von Schwingungen aufbauen. Einige auf der Wasseroberfläche nach Beute jagende Insekten erkennen diese durch deren Schwingungen erzeugende Bewegungen. Anderen Insekten wiederum, vor allem zahlreichen Zweiflüglern (Taufliegen, Zuckmücken, Stechmücken usw.) dient dieses zur Schallwahrnehmung, also als Hörorgan.
Das bekannte „Tsss“, mit dem sich vor allem im Sommer und Herbst die Weibchen der Stechmücken vor dem gefürchteten Einstich bemerkbar machen, dient in erste Linie der Kommunikation der Tiere untereinander. Männliche Stechmücken erkennen mit Hilfe des Johnstonschen Organs an der Tonhöhe potenzielle Geschlechtspartnerinnen. Die Rezeptoren in diesem Organ registrieren Schwingungen und wandeln sie in elektrische Impulse um. Nur der Flugton der arteigenen Weibchen versetzt die Antennengeißel ins Schwingen und die Männchen in einen Begattungstaumel.
Bei einigen Mückenarten bilden die Männchen Wolken von Hochzeitsschwärmen. Ihr gemeinsamer Summton lockt Weibchen an, die sofort begattet werden, sobald sie sich dem Schwarm nähern. Die begatteten Weibchen machen sich dann wieder durch ihr „Tsss“ bei uns bemerkbar – sie sind auf der Suche nach frischem Blut das sie als Nährstoff für ihre Eier benötigen.