Von Ernst-Otto Pieper
Zu Beginn der 1950er Jahre beginnt in Westeuropa ein intensiver wirtschaftlicher Aufschwung – leider zu Lasten der Umwelt. In bisher nicht gekanntem Maße werden die Lebensgrundlagen von Pflanzen und Tieren überbeansprucht. Einseitiges Nützlichkeitsdenken und kritikloser Fortschrittsglaube herrschen in Politik und Gesellschaft. Der damit einhergehende Werteverfall bedroht nicht zuletzt auch die weidgerechte Jagd.
Naturverbundene Männer aus der Schweiz, Österreich, Deutschland und dem Fürstentum Liechtenstein (und zwei Jahre später auch aus Frankreich) schließen sich zu einer übernationalen Gemeinschaft zusammen und gründen am 27. August 1955 in Donauwörth den Orden „Der Silberne Bruch“. Die Ordensversammlung – die oberste Instanz der Vereinigung – fand noch im gleichen Jahr am 4. und 5. November in Ruhpolding, Oberbayern, statt.
In einem Zeitungsbericht vom Dezember 1955 heißt es:
„Der Silberne Bruch“ ist ein Orden verantwortungsbewusster Männer, die sich bekennen zur Ehrfurcht gegenüber allem Leben im Sinne wahrer Ethik, zum Schutz von Wald und Flur der Heimat, zur Erhaltung der in ihr lebenden freien Tierwelt in ihrer Gesamtheit und ihres Lebensraumes, zum selbstlosen Dienst an der Natur der Heimat, am Waidwerk und dessen Brauchtum, zu aufrichtigem Wort und offener Tat, zu selbstloser und fester Männerkameradschaft unter den Ordensbrüdern. Jedes Ordensmitglied verpflichtet sich, diesen Idealen nachzustreben, sie vorzuleben und für sie einzutreten.
Für ihren Bruderbund wählten die Gründer die Form eines weltlichen Ordens. Ein Orden verbürgt eine über das übliche Maß hinausgehende persönliche und gesellschaftliche Verpflichtung der Mitglieder für das Anliegen. Offenes Wort, mutige Tat und gutes Beispiel werden dem Ordensbruder beim uneigennützigen Dienen an Wald, Wild und Flur abverlangt.
Ohne Ansehen von Person und Stand sind in der brüderlichen Gemeinschaft alle gleich. In den Orden kann man mit Zustimmung aller Ordensbrüder gewählt werden.
In den Ländern Österreich, Schweiz, Deutschland, Frankreich und Liechtenstein bestehen Landesgruppen. Die wiederum sind in Bereiche oder Regionalgruppen untergliedert.
Der Untertitel des Ordens „Schutz von Wald, Wild und Flur und Förderung von weidgerechtem Jagen“ ist zugleich Programm.
Seit 1968 hat „Der Silberne Bruch“ seinen Sitz auf Schloss Landshut in Utzenstorf in der Schweiz (Kanton Bern). Hier ist auch das Schweizer Museum für Wild und Jagd untergebracht.