Was ist eigentlich eine „Schachtelbrut“?

Von Ernst-Otto Pieper

Die Schachtelbrut (auch: Brutverschachtelung) ist eine Zweitbrut spezieller Form. Der ornithologische Begriff besagt, dass sich zwei Bruten einer Vogelart zeitlich überlappen. Da nur die Weibchen Eier legen, handelt es sich immer um die verschachtelten Bruten eines Weibchens.
Während die Jungen der ersten Brut noch nicht flügge sind, paart sich das Weibchen erneut, legt Eier und beginnt wieder zu brüten. Die erste Brut wird dann vom Männchen allein versorgt.
Die Partnerwahl der Zweitbrut variiert stark von Vogelart zu Vogelart. Das Männchen der Zweitbrut kann dasjenige der Erstbrut sein, aber auch ein anderes Männchen. Ob es eine Zweitbrut und speziell eine Schachtelbrut gibt, hängt vom Wetter, dem Konkurrenzdruck oder ähnlichen Faktoren und besonders vom Nahrungsangebot ab. Bei Eulen werden deshalb Schachtelbruten während sogenannter Mäusedegradationen häufig beobachtet.
Nicht ungewöhnlich sind Schachtelbruten bei Wildtauben (Ringeltaube, Türkentaube) und Eisvögeln.
Bei Anlage von Nisthilfen für den Eisvogel ist dieses zu beachten. In Jahren guter Nahrungsversorgung kommt es bei kleineren Falkenarten manchmal zu einer Zweitbrut und in seltenen Fällen auch zu einer Schachtelbrut. Dann wird z.B. beim Turmfalken im hinteren Teil der Brutnische das Zweitgelege vom Weib bebrütet, während die noch nicht flüggen Jungen der Erstbrut vom Terzel versorgt werden.