Was ist eigentlich „Fuchsprellen“?

Von Ernst-Otto Pieper

 

Konnte man die Parforce-Jagd noch als Leistung für Hund, Pferd und Reiter ansehen, so war Töten ausweglos zusammengetriebener Tiere nur noch dekadentes Amüsement gelangweilter Adliger.

Schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam das sogenannte Fuchsprellen an vielen Höfen Deutschlands in Mode: Füchse, Hasen, Dachse, Biber, Fischotter, Wildkatzen, (Baum-, Stein-) Marder, Iltisse, Schwarzwild und Wölfe wurden mittels Prellnetzen (leiterartig geknüpfte Stricke) oder Tüchern (Leinentücher) so lange in die Luft geschleudert, bis sie verendeten.

Fuchsprellen im 18. Jahrhundert; Aus Hans Friedrich von Fleming „Der vollkommene deutsche Jäger“, Teil II. Leipzig, Joh. Christ. Martini, 1724

Um den hohen Herrschaften dieses Schauspiel möglichst bequem zu bieten, wurden meisten die Schlosshöfe als Austragungsort gewählt. Dort ergötzte man sich an dieser „Fürst-Adelichen Lust“.

„Nahet nun der Termin des Fuchs-Prellens heran, so werden des Tages zuvor die Füchse mit vorhaltenden Netzen in ihrem Zwinger wiederum eingefangen, und in Kästen gethan, wie auch die Hasen, Dächse und andere Thiere, und nach dem verlangten Platze hingebracht, welcher entweder mit zartem Sand, oder mit gutem Raasen bedeckt seyn muß. Dieser Platz wird vor allen Dingen mit hohen Tüchern fest umher, sonderlich unten an der Erde dichte befestiget, damit die listigen Füchse nicht unten hindurch kommen, und also der Herrschafft Verdruß erwecken möchten; Sie werden auch wohl auf den mit Grase bewachsenen Jäger-Hof gebracht, da es als den nicht nöthig, Tücher zu stellen, weil die Gebäude des Jäger-Hofes, Zeug-Hauses und Hunde-Ställe, oder andere Zwinger und Gemäuer von sich selbst einen gemauerten Hof darstellen, daß also keine Tücher nöthig seyn.

Sollte aber die Herrschafft unpäßlich seyn, oder die Gemahlin wäre in Wochen, und die fremde Herrschafft befände sich etwa kränklich, so wird das Fuchs-Prellen zu besserer Comodite der Herrschafft auf dem Schloßplatz vorgenommen, und die Herrschafft sehen aus ihren Gemächern dem Fuchs-Prellen mit Vergnügen zu, und delectiren sich an den vielfältigen Luft-Sprüngen und Capriolen der Füchse und Hasen, und dem Umfallen und Stolpern der Cavalliers und Dames, zumahl, wenn die in heimlichen Kästen verborgenen Sauen unter sie gelassen werden, das bey den disponierten Reyhen und Gliedern eine ziemliche Confussion erwecket, und also groß Gelächter verursacht wird.“

Nirgends aber hat man es in solchem Umfang getrieben wie unter August dem Starken und seinem Nachfolger August II.

1747 wurden auf der Reitbahn zu Dresden insgesamt 414 Füchse, 182 Hasen, 39 Dachse und 6 Wildkatzen geprellt.