Was ist eigentlich „SCALP“?

Von Prof. Dr. Rudolf Stübner

Das gesetzlich vorgeschriebene Monitoring von Großraubtieren in Deutschland erfordert eine qualitative
Kategorisierung eventueller Nachweise.
SCALP (Status and Conservation of the Alpine Lynx Population) ist eine Schutzinitiative (www.kora.ch), die unter anderem auch standardisierte Kriterien zur Interpretation von Monitoringdaten für den Luchs entwickelt hat.

Es werden drei Kategorien (Categories C1–C3) unterschieden:

C1: eindeutiger Nachweis = harte Fakten, die die Anwesenheit eines Großraubtiers eindeutig bestätigen (Lebendfang, Totfund, genetischer Nachweis, Foto, Telemetrieortung).

C2: Bestätigter Hinweis = von erfahrener Person überprüfter Hinweis (z. B. Fährte, Riss, Losung, getötetes Beutetier, Wolfs-Höhle), bei dem ein Großraubtier (hier Wolf) als Verursacher bestätigt werden konnte. Die erfahrene Person kann den Hinweis selber im Feld oder auf der Basis einer Dokumentation seitens einer dritten Person bestätigen.

C3: Unbestätigter Hinweis = Alle Hinweise, bei denen ein Großraubtier als Verursacher auf Grund der mangelnden ”Beweislage” von einer erfahrenen Person weder bestätigt noch ausgeschlossen werden konnte. Dazu zählen alle Sichtbeobachtungen, auch von erfahrenen Personen, ferner alle Hinweise, die zu alt sind, unklar, oder unvollständig dokumentiert sind, bzw. zu wenige, um ein klares Bild zu liefern (z.B. bei Spuren) oder aus anderen Gründen für eine Bestätigung nicht ausreichen; ebenso alle Hinweise, die nicht überprüft werden konnten. Die Kategorie C3 kann in
Unterkategorien ”wahrscheinlich” und ”unwahrscheinlich” unterteilt werden.

Falsch:

Falschmeldung = Hinweis, bei der ein Großraubtier als Verursacher ausgeschlossen werden konnte oder sehr unwahrscheinlich ist. 1

Diese Kriterien werden mit geringen Abweichungen europaweit dem Nachweis von Großraubtieren Bär (Ursus arctos), Wolf (Canis lupus), Luchs (Lynx lynx), Vielfraß (Gulo gulo) zugrunde gelegt. 2
In Deutschland betrifft das derzeit primär den Wolf. (Das gilt jedoch auch mutatis mutandis für Luchs und Wildkatze.)

 


1[BfN 09] p. 17
2[Line 08]
References
[BfN 09] Kaczensky P. et al.
Monitoring von Großraubtieren in Deutschland
Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2009
[Line 08] Linell et al.
Guidelines for Population Level Management Plans for Large Carnivores
Large Carnivore Initiative for Europe (IUCN/SSC/LCIE)
www.lcie.org, 2008