Was sind eigentlich „Gastrolithen“?

Von Ernst-Otto Pieper

 

Gastrolithen (griech.: gaster = Bauch, Magen und lithos = Stein) sind meist quarzreiche kleine bis faustgroße Steine im Verdauungstrakt von Wirbeltieren. Überwiegend dienen sie der mechanischen Zerkleinerung der Nahrung. Infolge des Aneinanderreibens werden die Oberflächen der Steine regelrecht poliert. Der entstandene Glanz bleibt auch fossil erhalten.

Bei lebenden Tieren sind Gastrolithen am häufigsten bei am Boden lebenden Vogelarten wie Hühnervögel und Strauße aber auch bei Enten und anderen Wasservögeln sowie bei aktiven Schwimmern wie Pinguinen, Krokodile, Robben und Zahnwale zu finden. Auch bei inzwischen ausgestorbenen pflanzenfressenden Sauriern, fossilen Reptilien, Krokodilen und Plesiosauriern können Gastrolithen gefunden werden.

Während die Funktion der Gastrolithen bei pflanzenfressenden Vogelarten vollständig geklärt ist, ist ihre Funktion bei anderen Tieren, vor allem bei aquatisch lebenden, noch mit vielen Fragezeichen versehen.

Gastrolithen, die im Magen von jagdbaren Vogelarten gefunden werden, werden auch Magensteine, Mahlsteine, Magenkiesel, Magenzähne, Auerhahnsteine, Waidkörner oder Grit genannt.

Im Rahmen von Hegemaßnahmen sollte in Revieren mit Fasanen und Rebhühnern bei Schütten auch immer Kies mit angeboten werden (in steinarmen Gegenden). Dieser dient der Möglichkeit zum Hudern aber auch zur Aufnahme von Gastrolithen. Insbesondere wird dadurch verhindert, dass die Vögel an den oft stark befahrenen Straßenrändern die Steinchen aufnehmen und dann oft von Autos erfasst und getötet werden.

Die Größe der abgeschluckten Steinchen schwankt sehr stark und ist im Wesentlichen von der Vogelart abhängig. Die Anzahl der meist nur wenige Millimeter großen Steinchen im Vogelmagen kann bis zu 1% des mittleren Körpergewichts der jeweiligen Vogelart betragen. Untersuchungen an freilaufenden Straußen zeigten, dass ausgewachsene Vögel durchschnittlich 1 kg Gastrolithen in ihrem Magen haben.

In der Veterinärmedizin versteht man unter dem Begriff Gastrolithen pathologische, also krankhafte, glatte oder raue Konkretionen, die aus Nahrungsresten, Haaren und Magensäften bestehen und im Magen (Pansen) von pflanzenfressenden Säugetieren gefunden werden. Sie sollen geschmacklos und geruchlos sein und viele Phosphate enthalten. Diese Gebilde werden Bezoare genannt.

Das häufige Vorkommen solcher Bezoare beim Steinwild sowie der Aberglaube, der Besitzer eines Bezoars sei gefeit vor jeglicher Krankheit, brachte diese Wildart fast zur Ausrottung.

Bei Alkoholpolitur-Trinkern können sich Bezoare auch aus Schellack bilden (Tricho- und Phyto-Bezoare.

Als Gastrolithen werden auch im Inneren von Krebstieren gebildete kalkige Mineralkrusten oder Konkretionen bezeichnet, die als Zwischenspeicher für die bei der Häutung benötigten Mineralstoffe dienen.