Weidbesteck von 1653

Weidbesteck von 1653

Von Ernst-Otto Pieper

Das vollständig erhaltene Weidbesteck war einst im Besitz von Ernst I., der Fromme (25.12.1601 bis 26.03.1675), Herzog von Sachsen-Gotha- Altenburg.

Das Besteck besteht aus Scheide, Waidbraxe (auch Waidpraxe), zwei Messer, einer dreizinkigen Gabel, einem kurzen Spieß und einer Feile, die zugleich als Pfriem verwendet werden kann. Alle Griffe sind mit Hirschhorn beschlagen.

 

Die Waidbraxe ist mit schwerer, einseitig doppelt gekehlter Hiebklinge versehen. Der Knauf ist als Löwe gestaltet, dessen Schwanzquaste als Parierring geformt ist und nach oben ausläuft.

Das Mundstück der Scheide zeigt die Initialen des Herzogs und die Jahreszahl 1653, anschließend sein eisengetriebenes Wappen. Darunter befindet sich eine Jagdszene: Suchjäger und Hirsch in phantasievoller Waldlandschaft. Das Ortblech zeigt das Legen der Strecke, das äußerst zeremoniös vor den Augen der zuschauenden Herzöglichkeiten vorgenommen wird.

Ernst der Fromme war ein bedeutender Herrscher seiner Zeit, der durch umfassende Reformen die Schäden des 30-jährigen Krieges zu beheben suchte. Die Einführung der Schulpflicht für Fünf- bis Zwölfjährige, die Gründung des Gothaer Gymnasiums, die Einrichtung eines Waisenhauses, die Reorganisation des Justizwesens, die staatliche Aufsicht des Gesundheitswesens gehen auf ihn zurück. Die Landschulen waren so gut eingerichtet, dass das Sprichwort aufkam: „In Herzog Ernsts Land sind die Bauern gelehrter als die Edelleute im übrigen Deutschland.“ Über die Sparsamkeit, die er äußerst genau nahm, pflegte er zu sagen: „Gott giebt`s und der Fürst erspart`s. Nicht reichliches Einkommen, sondern sparsames Ausgeben macht reich.“

 

Aus dem Besitz der Kunstsammlungen der Veste Coburg.

 

Quelle: Deutsches Jagdarchiv