Wespenspinne

von Ernst-Otto Pieper

 

Wespenspinne; Foto: E.-O. Pieper

Noch vor rund 50 Jahren kannte in Mitteleuropa kaum jemand die aus dem Mittelmeerraum stammende Wespenspinne. Sie wird auch Zebra-, Seidenband- oder auch Tigerspinne genannt und gehört zu den echten Radnetzspinnen. Damals war ihr Vorkommen in Deutschland auf wenige Verbreitungsinseln in der Oberrheinischen Tiefebene, im Rhein-Main-Gebiet und in der Umgebung von Berlin beschränkt. Seitdem hat diese Spinne ihr Areal stark vergrößert. Mittlerweile ist sie in fast allen europäischen, sowie in einigen asiatischen und nordafrikanischen Ländern anzutreffen. In Schleswig-Holstein wurde sie erst vor wenigen Jahren erstmals nachgewiesen.
Während die hellbraunen Männchen nur eine Körperlänge von 6 mm erreichen, werden die wespenähnlich gemusterten Weibchen mit bis zu 25 mm deutlich größer.
Die Art bevorzugt sonnige, offene Standorte mit niedriger bis halbhoher Vegetation und hoher Heuschrecken-Population, ihrer Hauptnahrung, auf trockenem wie feuchtem Untergrund. Hier spinnt sie ein senkrecht angelegtes Radnetz mit einem weißglänzenden, zickzackartigen Gespinnststreif, dem sogenannten Stabiliment, versehen ist. Es dient vermutlich der Tarnung der Spinne.
Die ersten Jungtiere sind bereits im April, spätestens im Mai anzutreffen. Wenige Monate später sind die Jungtiere erwachsen, so dass Ende Juli bis Anfang August die Verpaarung stattfinden kann. Das extrem kannibalische Weibchen verspeist zumeist anschließend das Männchen. Ab Ende August legen die Weibchen ihre Eier in für diese Art typische Kokons. In diesen Kokons überwintern die schon bald nach der Eiablage schlüpfenden Jungspinnen. Sobald es für sie im Frühling warm genug ist, verlassen sie den Kokon, spinnen einen Faden und lassen sich von Thermik und Wind an andere Orte verdriften.
Die Wespenspinne ist für den Menschen absolut ungefährlich. Ihre Giftklauen sind viel zu kurz, um die menschliche Haut zu durchdringen.