Wilderergewehre

Wilderer – Typ I und Typ II

Von Ernst-Otto Pieper

Viele Jahrhunderte lang waren es vor allem Wilderer, die des Wildbrets wegen – sei es aus Not oder aus Lust – sich widerrechtlich in den Jagdrevieren von Adel oder reichem Bürgertum tummelten. Viele tausend Wilddiebe und Wildschützen erhielten für ihre Taten die Todesstrafe oder wurden jahrelang eingekerkert.

Seit einigen Jahren macht sich neben dem illegalen Wildbretverwerter ein neuer Wilderer-Typus bemerkbar – der Trophäen-Wilderer. Das Wildbret spielt bei ihm keine Rolle, ihm geht es einzig und allein um möglichst kapitale und/oder seltene Trophäen. Seine „Beute“ sind der seltene Auerhahn, Eier seltener Greifvögel oder die kapitale oder abnorme Rehkrone. Optimal wäre ein starker Rothirsch, wobei dessen Alter keine Rolle spielt – damit kein anderer ihn bekommt, muss ER ihn haben.

 

Quelle: Deutsches Jagdarchiv

Der neue Wilderer-Typ hat nichts, aber auch rein gar nichts mehr, mit den verwegenen Wildschützen gemein, wie Ludwig Ganghofer und Peter Rosegger sie beschrieben. Die „Neuen“ benutzen nicht Wilderergewehre der „alten Generation“, sie sind hoch technisiert (mit allem, was das Internet hergibt) und nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes eher „zwischen 40 und 60 Jahre“ alt. Sie können ohne fremde Hilfe das abgeschärfte Haupt eines Rothirsches (mehr wollen sie ja nicht) in ihren nur von „Besserverdienenden“ bezahlbaren Geländewagen hieven.

 

Er hat fast immer die Jägerprüfung abgelegt und besitzt dann, da Inhaber eines gültigen Jagdscheines und einer entsprechenden WBK, legal Jagdwaffen.

Bei dem oberen der drei abgebildeten Wilderergewehren handelt es sich um ein Steinschlossgewehr aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sein Lauf kann abgeschraubt werden und das Gewehr mit einem kurzen Ladestock im hinteren Laufende geladen werden. Bei der in der Mitte abgebildeten Waffe handelt es sich um ein umgearbeitetes Perkussionsgewehr. Diese Waffe ist in drei Teile zerlegbar, so dass der Kolben vom mittleren Gewehrstück, mit dem Schloss, getrennt werden kann. Weiterhin ist der vordere Laufteil noch abschraubbar.

Als Spazierstock getarnt zeigt sich die unten abgebildete Waffe. Sie stammt aus der Zeit um 1920 und mit ihr kann kleinkalibrige Munition verschossen werden. Um mit der Waffe schießen zu können, muss die „Laufspitze“ abgeschraubt werden. Das mit Hilfe eines kleinen Hebels zu spannende Schloss befindet sich im Griff. Der besseren Tarnung wegen ist der aus Stahl hergestellte Lauf mit Holz verkleidet.