Wolf

Canis lupus (LINNAEUS,1758)

Von Ernst-Otto Pieper

Wolf; Foto: E.-O. Pieper


Ordnung:    Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie:Hundeartige (Canoidea)
Familie:      Hunde (Canidae)
Gattung:     Canis

Die Unterartengliederung ist zurzeit noch umstritten. Weitgehende Einigung auf 13 lebende und 2 ausgestorbene Unterarten.

Haushund (Canis lupus familiaris), Neuguinea-Dingo (Canis lupus hallstrom) sowie australischer Dingo (Canis lupus dingo) sind durch Domestikation entstandene Unterarten des Wolfs.

Wolf in der Fabel „Reineke Fuchs“ (J. W. von Goethe): Isegrim

Kennzeichen:

  • Ähnelt einem großen Haushund.
  • Seher setzen schräg an und sind von hellbrauner bis gelber Färbung.
  • Die buschige Rute hat etwa ein Drittel der Kopf-Rumpf-Länge.

Balg:

  • Sehr variable Färbung (schwarze, weiße, cremefarbene, gelbliche, rötliche und graue). In den gemäßigten Zonen Europas und Asiens überwiegen graue Wölfe. In den nördlichen Populationen ist der Anteil schwarzer und weißer Wölfe größer.

Größe / Gewicht:          

  • Meist deutlich größer als ein deutscher Schäferhund. Er ist der größte Vertreter der Familie der Hundeartigen.
  • Mitteleuropäische Wölfe: Gewicht der Rüden: 35 – 67 kg; Wölfin 27 – 50 kg.
  • Kopf-Rumpflänge: Rüden durchschnittlich 119 cm; Wölfin 111 cm.
  • Widerrist: Rüden 70 – 90 cm; Wölfin 60 – 80 cm.
  • Wölfinnen sind um 2 – 12% kleiner als Rüden und 20 – 25% leichter.

Vorkommen:                

  • Ursprüngliche Verbreitung fast auf der gesamten nördlichen Halbkugel. Heute lebt der Wolf nur noch auf einem Drittel seiner ursprünglichen Verbreitungsfläche. In Europa sind die Bestände sehr lückenhaft.

Lebensraum:

  • Aufgrund seiner großen Anpassungsfähigkeit, lebt er in sehr unterschiedlichen klimatischen Zonen.
  • Wichtig sind ausreichend Beutetiere und Rückzugsräume.

Lebensweise:

  • Bei starker Beunruhigung durch Menschen überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv (angepasst an Verhalten der Beutetiere).
  • Legt regelmäßig weite Strecken zurück (mehr als 20 km pro Nacht).
  • Ausdauerläufer, kann kurzfristig Geschwindigkeiten über 50 km/h erreichen.
  • Guter Schwimmer.

Rudel:

  • Die in Deutschland lebenden Wolfsrudel entsprechen einer Familie (1 Elternpaar mit ihren Nachkommen).
  • Das meist ein Leben lang zusammenbleibende Elternpaar führt das Rudel an. Nur sie paaren sich und bekommen Nachwuchs.
  • Mit Erreichen der Geschlechtsreife wandern die Jährlinge ab um ein eigenes Rudel zu gründen.
  • Eine oftmals zitierte Rangfolge mit den „Alphatieren“ und einem „Omegawolf“ am unteren Ende der Hierarchie existiert bei den in Deutschland vorkommenden Wölfen aufgrund der Rudelstruktur bzw. Familienstruktur nicht. In anderen Ländern (z.B. Asien und Kanada) gibt es größere Wolfsrudel.
  • Die Größe der Rudel ist abhängig von der Größe der Beutetiere.

Aktionsraum:                

  • Etwa 200 km² für ein fünfköpfiges Rudel. In der Lausitz beträgt die Wolfsdichte etwa 3 Wölfe/100 km².
  • Das von einem Rudel besetzte Territorium wird mittels Duftmarken (Kot, Urin), Sichtmarken (Kot, Scharrstellen) und Heulen markiert. Bei ihren Wanderungen setzen Wölfe etwa alle 350 m Urinmarken ab. Im Bereich der Territoriumsgrenzen wird besonders intensiv markiert.

 

Nahrung:

  • Fleischbedarf pro Tag 3 – 4 kg. Kann bis zu 10 kg auf einmal aufnehmen, aber auch mehrere Tage hungern.
  • Gilt als „Gesundheitspolizei“.
  • In der Nahrungswahl extrem anpassungsfähig.
  • Beutetiere sind mittelgroße bis große Schalenwildarten (Huftiere). In Mitteleuropa vorwiegend Rotwild, Rehwild, Schwarzwild, aber auch Aas, Früchte und Kleinsäuger.
  • Beutehetzer

Alter:

  • 10 – 13 Jahre; Alter in Gefangenschaft bis 17 Jahre.
  • Höchste Sterblichkeit in den ersten beiden Lebensjahren .

Zähne:

  • Zahnformel: Oberkiefer: 3 / 1 / 4 / 2   x 2
                       Unterkiefer: 3 / 1 / 4 / 3   x 2          = 42 Zähne im Dauergebiss.

Sinne:

  • Gutes Nachtsehvermögen.
  • Blickwinkel 250° (Mensch 180°).
  • Vernimmt gut (hört Töne bis 40 kHz). Kann das Heulen anderer Wölfe auf eine Entfernung von 9 km vernehmen.
  • Windet sehr gut (Oberfläche der Riechepithels beim Wolf 130 cm², beim Mensch 5 cm²).

Duftdrüsen:

  • Viole an der Oberseite der Rute.
  • Geruch spielt beim individuellen Erkennen der Rudelwölfe und ihres gegenwärtigen Zustandes (z.B. Läufigkeit) sowie bei der territorialen Besitzanzeigen (Urin- und Kotmarkierungen) eine wichtige Rolle.

 

Lautäußerungen/Kommunikation:

  • Heulen als akustische Kontaktaufnahme mit Artgenossen und zur Markierung des Territoriums.
  • Großes Repertoire an Gesichtsausdrücken, Lauten, Gesten, Körpersprache, Körperhaltung und Mimik. Zur Anpassung an das Leben im Rudel und zum Ausdruck des sozialen Ranges gegenüber Artgenossen.
  • Die Wölfin heult, wenn sie ihre Welpen sucht. Die Welpen heulen, wenn sie ihre Mutter suchen.

Fortpflanzung:

  • Ranzzeit: Januar bis März. Die Wölfin ist etwa 7 Tage empfängnisbereit.
  • Die Paarung wird durch das „Hängen“ abgeschlossen.
  • Tragzeit: 61 – 64 Tage (63).
  • Wurfzeit: April – Mai .
  • Vor dem Werfen wird eine Höhle gegraben oder von anderen Tieren übernommen (Wurfbau).
  • Wurfgröße: meist 4 – 6 Welpen.
  • Die Welpen werden blind, taub und mit feinen, dunklen Balghaaren gewölft. Die ersten Zähne sind erkennbar. Ihr Gewicht beträgt dann 300 bis 500 g.
  • Die Seher öffnen sich nach 11 bis 15 Tagen; dann können sie auch laufen, knurren und kauen.
  • Ab etwa 20. Tag können sie vernehmen.
  • Die Welpen erscheinen nach etwa 3 Wochen vor dem Wurfbau. Ab diesem Alter können sie feste Nahrung aufnehmen.
  • Die mit Nahrung zurückkehrenden Rudelmitglieder werden von den Welpen am Maul beschnuppert und deren Schnauze mit der eigenen Schnauze umklammert, bis sie Nahrung auswürgen.
  • Säugezeit: 6 – 8 Wochen.
  • Im Alter von 3 – 4 Monaten erste Streifzüge mit den Eltern.
  • Etwa im Alter von einem Jahr ist das Skelettwachstum abgeschlossen.
  • Geschlechtsreife: nach etwa 22 Monaten.

Losung:

  • Ist der eines großen Hundes sehr ähnlich.
  • Wird häufig an erhöhten Stellen abgesetzt.

Spur:

  • Wölfe setzen ihre Hinterpfoten in die Abdrücke der Vorderpfoten, im Rudel laufen sie hintereinander und setzen ihre Pfoten in die Abdrücke des Vorderwolfes. Daher entsteht bei Schneelage oft der Eindruck, dass man der Spur eines einzelnen Wolfes folgt, bis sich die Spur plötzlich in mehrere Individualfährten aufteilt.
  • Der Wolf schnürt, trabt und ist flüchtig.

Krankheiten:

Tollwut, Staupe, Parvovirose, Räude, Borreliose und andere Hundekrankheiten.

Schutz:

  • Der Wolf ist in Deutschland streng geschützt.

Weidmannsprache:

  • Gleiche Ausdrücke wie beim Fuchs; jedoch Wölfin (selten Fähe). Der Ruheplatz heißt Lager. Die vom Wolf gerissene Beute, der Raub, ist der Wolfsriss. Er wirft die Beute, wenn er sie niederzieht. Mehrere Wölfe sind ein Rudel (selten Rotte).