Zweipunkt – Schlafgast im Winter

Von Ernst-Otto Pieper

Zahlreiche Marienkäferarten nutzen eine Ansitzeinrichtung als Überwinterungsplatz Foto: E.-O. Pieper

Von allen Marienkäfern ist der Zweipunkt der häufigste Gast in unseren Häusern – allerdings nur als Winter-„Schlafgast“. Den Sommer über wird man ihn vergeblich in der Wohnung suchen. Etwa ab Mitte Oktober fliegen sie an sonnigen Tagen umher und suchen sich ein Quartier für den Winter. Dabei kommen sie regelmäßig und oft in großer Individuenzahl in unsere Häuser. Für die Überwinterung brauchen sie ungeheizte Räume, Fensterritzen, Dachböden und dergleichen. Findet man im Winter einen Käfer im warmen Zimmer, so sollte man ihn in einen kalten Raum setzen, am besten auf einen ungeheizten Dachboden. Frost schadet den Tier überhaupt nicht, bleiben sie aber in der Wärme, so werden sie aufgrund höheren Energieverbrauchs, im Frühjahr nicht mehr aufwachen.

Der Zweipunkt zeigt, wie viele Marienkäfer-Arten, große Färbungsunterschiede von Tier zu Tier. Ein Nichtkenner würde die Extremformen des Zweipunktes nicht als zu ein und derselben Art gehörig erkennen. Es gibt welche, die haben eine orangerote Grundfarbe und auf jeder Flügeldecke einen schwarzen Punkt. Die anderen sind vornehmlich schwarz und tragen zusammen vier oder sechs rötliche Punkte.

Die dunkle Variante nimmt im Winter bei Sonneneinstrahlung mehr Wärme auf, verbraucht mehr Energie und überlebt den Winter häufig nicht. Die orangeroten überwintern wesentlich häufiger, so dass im Frühjahr, wenn die Käfer ihre Quartiere verlassen, nur etwa 25% zur dunklen Variante zählen. Allerdings pflanzen sich diese aktiver fort.

Während der Winterruhe reifen die Geschlechtsorgane und nachdem  die Käfer aus ihren Winterquartieren ausgeflogen sind, je nach Witterung April / Mai, paaren sie sich. Dann gibt es draußen auch wieder Blattläuse, die Hauptnahrung der Käfer und ihrer Larven. Fünf bis zehn Tage nach der Eiablage, ein Weibchen legt 100 bis 150 Eier, schlüpfen die sehr gefräßigen Larven, die alles was sie überwältigen können, fressen. Bereits 10 bis 14 Tage nach dem Schlüpfen sind die Larven verpuppungsreif. Bis dahin haben sie etwa 350 bis 400 Blattläuse vertilgt. Etwa Mitte Juni erscheint dann die junge Generation der Zweipunkt-Käfer. Zu dieser Zeit sterben die meisten Elterntiere.

Im Gegensatz zu den meisten Insekten verbringt der Zweipunkt den größten Teil seines Lebens als fertiger Käfer. Rechnet man vom Ei bis zum Ei der nächsten Generation, so ist dieser 90% seines Lebenszyklus Käfer.