Zwergfledermaus

Pipistrellus pipistrellus (SCHREBER, 1774)

Von Ernst-Otto Pieper

Foto: E.-O. Pieper

Unterordnung:        Fledermäuse (Microchiroptera)
Familie:                  Glattnasenartige (Vespertilionidae)
Gattung:                  Zwergfledermäuse (Pipistrellus)

Kennzeichen:

  • Meistverbreitete europäische Fledermausart.
  • An der Armflughaut bei etwa 90% der Tiere ein ungeteiltes Flügelfeld zwischen Ellbogen und 5.Finger, das Feld darüber ist geteilt.
  • Spornlänge 23 – 36 mm.
  • Ohrlänge 9 – 13,5 mm.
  • Unterarmlänge 28,5 – 34,2 mm.
  • Finger 35 – 42 mm.
  • Sporn mit Epiblema und Steg.

Fell:                              

  • Oberseite rot- bis dunkelbraun, Unterseite wenig heller. Wirkt daher fast einfarbig.
  • Jungtiere sind dunkelbraun bis schwarzbraun gefärbt.
  • Haare zweifarbig, Basis dunkelgrau bis schwarz.

Größe / Gewicht:          

  • Kopf-Rumpf-Länge 36 – 51
  • Gewicht 4,5 – 8,5 g.

Vorkommen:                

  • Mittel- und Nordeuropa, Nordafrika, im Osten bis über Ural und Kaukasus hinaus.
  • Kommt in ganz Deutschland vor.

Lebensraum:

  • Ausgeprägte Kulturfolger.
  • Sommerquartiere zumeist an Gebäuden in Spaltenräumen. Auch in Großstädten. Selten in Wäldern. Gebiete in Wassernähe werden bevorzugt.

Lebensweise:

  • Weibchen beziehen Wochenstubenquartiere ab etwa Anfang Mai. Diese umfassen meist 30 bis 50 Weibchen; selten bis 100.
  • Quartiere sind häufig an den in der Nähe der Einflugspalte an Wänden und Fenster geklebten Kotballen zu erkennen.
  • Zwergfledermäuse sind weitgehend ortstreu, Entfernungen zwischen Sommer- und Winterquartier meist nur um 20 – 30 km.
  • Winterquartiere überwiegend Spalten in Stollen, Felsen oder Häusern.
  • Relativ unempfindlich gegen geringe Luftfeuchtigkeit und Kälte (+1° bis +4°, kurzzeitig auch unter 0°).
  • Winterschlaf etwa von Mitte November bis März/April mit häufigen Unterbrechungen.
  • Jagdbeginn 5 bis 20 Minuten nach Sonnenuntergang, im Spätherbst auch früher.
  • Jagt in Gärten, entlang von Waldrändern und Hecken, um Laternen und über Wasserflächen.

Ernährung:

  • Fluginsekten wie Mücken, kleine Käfer und Schmetterlinge.

Alter:

  • Durchschnittlich 2 bis 3 Jahre.
  • Höchstalter 16 Jahre 7 Monate.

Lautäußerungen:

  • Ortungsrufe: Hauptfrequenz 43 – 49 kHz
  • Ruflänge 4 – 8 ms.
  • 7,7 – 13 Rufe/s.

Fortpflanzung:

  • Weibchen sind im ersten Lebensjahr geschlechtsreif, Männchen meist erst im zweiten Lebensjahr.
  • Männchen besetzen im Spätsommer und Herbst Paarungsquartiere wo sie durch Lockrufe und Singflüge bis zu 10 Weibchen („Harem“) anlocken.
  • Nach der Paarung speichert das Weibchen den Samen 7 bis 8 Monate, bevor die eigentliche Befruchtung stattfindet.
  • Geburten ab Anfang Juni.
  • Meist 2 Junge.
  • Junge sind nach 4 Wochen flugfähig.
  • Auflösung der Wochenstuben im August / September

Kot:

  • Kotdurchmesser: 1,5 bis 2 mm.

Krankheiten / Verluste:

  • Die Fledermaustollwut – welche nicht mit der Fuchstollwut identisch ist – wird vom Europäischen Fledermausvirus (European Bat Lyssavirus, EBLV, Typ I u. II) ausgelöst und wurde 2003 insgesamt 13-mal in Deutschland festgestellt. Am häufigsten ist die Breitflügelfledermaus infiziert.
  • Verluste durch tag- und nachtaktive Raubtiere, vor allem Katzen; Eulen; Windkraftanlagen.
  • Gefährdung vor allem durch Zerstörung ihrer Lebensräume sowie Versiegelung ihrer Schlafplätze

Schutz:

  • Streng geschützt Art.